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Zwei Jahre belgischer Geschichte (1791, 1792). 3
Lage und weisst, wie gefährlich jeder zügellose Schritt ist, er
mag nun von dem einen oder dem anderen Stande unter
nommen werdend 1
So urtheilte der Kronprinz. Sein schlichter Sinn war dem
bisher mehrfach befolgten System, die eine Partei durch die
andere in Schranken zu halten, abgeneigt. Er billigte nicht
die Haltung der Stände, am widerwärtigsten war ihm aber
gewiss all das, was einer Begünstigung der Demokratie irgend
wie ähnlich sah. Daher mussten auch die Ansichten, zu denen
sich der Staatsvicekanzler bekannte, nun grössere Beachtung
finden. Der neue Herrscher wollte es zuerst mit Düte ver
suchen, und erst, wenn diese nichts fruchtete, hatte auch er
die Absicht, mit unnachsichtiger Strenge durchzugreifen. Im
Grunde war das derselbe Versuch, an dem sein Vater geschei
tert war. Aber Franz kam es zu Statten, dass er durch kein
den Ständen geleistetes Versprechen, durch keine übernommene
Verpflichtung gebunden war. Er konnte so handeln, ohne dabei
seine Autorität aufs Spiel zu setzen, und dass er so handelte,
gereicht seinem Herzen zur Ehre. Anders freilich lag die Sache
für das Statthalterpaar, das den Weg, der bisher nicht zum
Ziele geführt hatte, von Neuem betreten sollte. Daher die Ver
stimmung desselben über Massregeln, die es auf die Einwir
kung jener Gegenpartei am Hofe zurückführen zu müssen
glaubte, daher schliesslich der Wunsch, der Ausführung so
undankbarer Aufträge gänzlich enthoben zu werden.
Der Tod des Kaisers war unerwartet erfolgt. ,Die all
gemeine Bestürzung/ schrieb damals Baillet aus Wien, ,malt
besser, als man es auszudrücken vermöchte, der tiefe Schmerz,
der alle Gemüther ergriffen hat; vom Philosophen bis zum un
wissendsten und beschränktesten Menschen herab beweint alle
Welt den Verlust eines Freundes der Menschheit, der den Ehr
geiz des Eroberers der Liebe zum Frieden geopfert hat und
der nichts so sehr wünschte, als seine Unterthanen glücklich
zu machen'. 2 Anders in Brüssel. Wenn Metternich von der all
gemeinen Bestürzung spricht, welche die Nachricht auch in
1 Kaiser Franz an Erzherzog 1 Carl. Wien, den 22. December 1791. A. A.
2 Gachard, Etudes et notices III, 383.
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