Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 124. Band, (Jahrgang 1891)

48 -1. Abhandlung: Loewy. 
dass sie einem Beobachter des fremden Leibes sichtbar gegeben 
seien. Es ist blos eine Betrachtung der Beziehung des sichtbar 
Vorausgesetzten zu dem sichtbar Beobachteten. 
Und nun zurück zu jenem ersten Falle, der annimmt, 
das Nervencentrum selbst enthalte das sichtbare Abbild, ohne 
dass es zu sehen sei, als sichtbares Bild. Wie sollte dies 
möglich sein? 
Es gibt hierfür eine Erklärungsannahme. Das Nerven 
centrum des fremden Leibes ist dem eigenen Inhalt ,Nerven 
centrum' gegenüber äussere Ausgangsstelle, Gegenstand oder 
Urbild. Dieser eigene Inhalt ,Nervencentrum' nun findet sich 
ein anstatt des Inhaltes des Abbildes, welches daselbst voraus 
gesetzt wird und dort gegeben sein mag. Das Abbild ist selbst 
ein Gegenstand für meine eigenen Inhalte, die sein Abbild sind. 
Damit hat man auch schon angenommen, dass das fremde 
Urbild nicht als gleich abgebildet im fremden Bewusstsein er 
scheint. Der nur als A sichtbare äussere Gegenstand gegenüber 
dem fremden Leibe ergibt sich mir als C im fremden Leibe, 
d. h. C in meinem eigenen Bewusstsein stellt A am Orte des 
fremden Bewusstseins, das als A im fremden Bewusstsein er 
scheint, dar; und diesem Abbild A im fremden Bewusstsein 
entspricht ein Urbild U, welches in meinem eigenen Bewusstsein 
gleichfalls als A erscheint. 
Bei dieser Annahme schliesst sich die offene Frage. Das. 
Urbild erscheint im Abbild nicht so wieder, sondern ist durch 
einen (anderartigen) Bewusstseinsinhalt gedeckt. Das Abbild 
im Bewusstsein eines fremden Leibes gibt diesem den Inhalt 
des Gegenstandes oder Urbildes als A wieder; dieses A ist 
aber als Gegenstand und Urbild etwa U. Das A für das fremde 
Bewusstsein ist von meinen eigenen Inhalten gedeckt; statt 
des Abbildes ist daher in diesen meinen eigenen Inhalten eine 
Nervenerregung sichtbar, die als C bezeichnet worden ist. 
Wie der fremde Bewusstseinsbestand für das Urbild U das- 
Abbild A besitzt, so besitzt mein eigener Bewusstseinsbestand 
für das Abbild A im fremden Bewusstseinsbestand, welches 
meinem eigenen ein Urbild A ist, statt dieses A ein Bewusst 
seinsabbild Nervenerregung C. Für das Urbild U besitzt mein 
eigenes Bewusstsein gleichfalls das Abbild A, welches dem 
fremden Bewusstsein ebenso als Nervenerregung C erscheint.
	        
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