Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 124. Band, (Jahrgang 1891)

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I. Abhandlung: Loewy. 
XVI. 
Die Grundlage des Idcalitätsprofolems. 
Der naive Realismus entsteht daraus, dass man das vor 
ausgesetzte Abbild (Inhalte) als gleich gegeben für beobachtet 
hält und es so als real aufgefunden annimmt. Das ist eine 
Uebereilung. 
Es ist bisher nicht versucht worden, die sichtbaren Bilder 
am Grunde des Auges zu verfolgen und festzustellen, welche 
Stelle des Leibes es ist, an der das sichtbare Bild oder die 
Erregungen, in welche dasselbe übergeht, sich als dasjenige 
Bild sammeln, das als Bewusstsein dem fremden Träger der 
selben zugehört. 
Man kann also die vorhin gemachte Voraussetzung bisher 
nicht zur Beobachtung erhöhen, sondern nur die Folgerungen 
ziehen, welche sich aus der Beobachtung ergäben. 
Findet sich ein dem Urbild gleiches Abbild, so ist die 
obige Voraussetzung eines Bewusstseins beim fremden Leibe, 
welches gleich den Inhalten ist, die eben gegeben und als zu 
einem Ueborlcibe gehörig eigene genannt wurden, als Beob 
achtung festgestellt, und es sind Dinge und Leiber ausser 
dem Bewusstsein, sowie auch das diese darbietende Bewusst 
sein im Leibe ist. Die Voraussetzung von Inhalten im fremden 
Leibe und des Ueberleibes ausser den eigenen Inhalten weicht 
sodann einer Beobachtung und diese zeigt, dass auch ausser 
dem Bewusstsein eines Beobachters die Dinge ausser dem 
Leibe sind. 
In diesem Falle gälte all dasjenige, was man, als Bewusst 
sein gleich den Inhalten, beim fremden Leibe voraussetzt, als 
bewährt. Die eigene Ansicht der Inhalte jedes Menschen 
wäre nicht nur die Ansicht jedes anderen Menschen, d. h. die 
Inhalte als Bewusstsein aller Menschen wären nicht nur je ein 
Gesammtbestand dem andern Gesammtbestand gleich: sondern 
diesen Ansichten der Inhalte als Bewusstsein wären die Sachen, 
die sichtbaren Ausgangsstellen wären den Abbildern gleich. 
Und unabhängig von jedem Bewusstsein w'ären Inhalte 
vorhanden, die das Bewusstsein jedes Menschen in gleicher 
Art nur eben wiederholte. Es wäre miissig und überflüssig,
	        
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