Beiträge zur Theorie der mathematischen Erkenntniss.
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Euklid und auch sonst häufig nicht ebenso besonders hervor
gehoben zu werden pflegen wie einige Axiome der Relation.
Endlich gibt es noch in der Mathematik Existentialsätze,
welche tkeils beweisbar und bewiesen, theils axiomatisch sind:
Einer brauchbaren Definition eines mathematischen Begriffes
muss häufig der Nachweis der Existenz des definirten Objectes
beigegeben werden. Z. B. wenn ich definire: Eine reelle Wurzel
einer Gleichung dritten Grades mit reellen Coefficienten ist eine
solche reelle Zahl, welche, in die Gleichung eingesetzt, dieselbe
identisch macht — so ist dies an und für sich ohneweiters ge
stattet, denn eine solche Definition ist willkürlich. Bevor aber
etwa Lehrsätze über diese Wurzel in anderer als hypothetischer
Weise behauptet werden können, muss nachgewiesen werden,
dass eine solche Wurzel stets existirt. Wenn ich dagegen defi
nire: Eine Kugel ist eine Fläche, deren Punkte sämmtlich von
einem Punkte gleichweit entfernt sind — so wird Niemand ver
langen, den Nachweis zu liefern, dass eine solche Fläche existirt.
Es genügt die Erzeugung dieses Gebildes durch die geome
trische Phantasie. Das Existentialurtheil: ,Ein derartiges Ge
bilde existirt' oder (was in der Mathematik meist gleichbedeu
tend ist) ,ist möglich' muss hier ebenfalls von dem das Wort
,Kugel' definirenden Urtheil besonders unterschieden werden, ist
aber axiomatisch. Also die Forderung, einem definirten Begriffe
zugleich den Existenznachweis beizugeben, kann nicht immer
gestellt werden, und ihr könnte auch nicht ins Unendliche fort
Genüge geleistet werden, ebenso wenig wie bei den Relations-
urtheilen, denn zum Beweise eines Existentialsatzes sind immer
wieder Existentialsätze nothwendig, wie überhaupt klar ist, dass
jede Classe mathematischer Aussagen ihre eigenen Axiome haben
muss. Ein mathematisches Object, über welches ein axiomati-
sches Existentialurtheil gefällt wird, nenne ich ein axiomatisch
existirendes Object oder kurz ein axiomatisches Object.
Mit diesen vier Classen von Axiomen, welche diese vor
läufige Eintheilung ergibt, sind nun aber auch jedenfalls alle
Arten von Grundlagen der Mathematik erschöpft, welche ich
deshalb mit dem gemeinsamen Namen ,Axiome' bezeichnet
habe, weil dadurch ihre analoge Function in jeder Classe
mathematischer Aussagen als letzte Grundlage zu dienen ge
kennzeichnet wird, wenn auch allgemein üblich nur diejenigen
Sitzungsber. d. pliil.-hist. CI. CXVIII. Bd. 9. Abh. 3