Zur deutschen Kaiserpolitik Oesterreichs.
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und Kurbraunschweigs bei. Kurmainz endlich als solches
gab dem angelegentlichsten Wunsche, dass es baldigst zu einer
Schlussfassung, und zwar einstweilen über den ersten Delibe-
rationspunkt kommen möge, Ausdruck, einem Wunsche, der
durch die besonders bedrängte Lage der kurmainzischen Lande
gewiss gerechtfertigt werde. Es conformire sich daher insoweit
der soeben zu Protokoll gegebenen ,vortrefflichen' kurcöln’schen
Aeusserung. Zuletzt ergriff das Directorium nochmals das
Wort, um einerseits zu erklären, dass in dem Allerhöchsten
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Hofdecrete selbst die Sache zur Beschleunigung empfohlen und
dass vom Tage des in circulo geschehenen Vortrages bis jetzt
so viel Zeit verflossen sei, ,die sonst zu minder dringenden
Comitialgeschäften bestimmt zu werden pflege', weshalb das
Directorium kein Vorwurf treffen könne, wenn es den Wunsch
nach ,einmaliger' Beendigung der Deliberation in einer so
dringenden Angelegenheit zu erkennen gegeben habe; dagegen
sei von einer Präclusion und wirklichen Schlussfassung noch
keine Bede, so dass die eben vernommene Aeusserung Kur
böhmens hierauf nicht angewendet werden könne. Doch bezog
sich Kurböhmen noch einmal auf seine zu Protokoll gege
bene Aeusserung, während die übrigen Kurfürsten dem Vor
schläge des Directoriums zustimmten, am folgenden Tage über
dieselbe Sache sich ,vorläufig in aedibus directorii näher be
sprechen zu wollen'. 1
Am Abend des 27. Juni besuchte v. Strauss den kur
böhmischen Gesandten Brenner, um einen letzten Versuch zu
machen, ihn zu bewegen, ,noch vor Dictirung des Protokolls'
in den Ausdrücken der kurböhmischen Aeusserung Einiges zu
ändern, da ja in seiner Directorialproposition nicht das Min
deste von einer Präclusion enthalten sei. Allein Breuner berief
sich eben auf das kurfürstliche Protokoll, aus dem eine dahin
zielende Absicht nicht zu verkennen sei, namentlich in der Ab
stimmung Kursachsens; aber auch der Ausdruck des Directorii
,ohnehin sei von einer Präclusion und wirklichen Schlussfassung
noch keine Bede' lasse vermuthen, dass man die Präclusion
nur etwas verschieben wolle. Daher war Breuner zu einer
1 Kurfürstenrathsprotokoll vom 26. Juni und Berichte Breuner’s an Thugut
vom 26. und 27. Juni.
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CXVIII. Bd. 7. Abh. 6