Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 118. Band, (Jahrgang 1889)

Zur deutschen Kaiserpolitik Oesterreichs. 
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krankt und konnte deshalb nicht selbst erscheinen; da er be 
sorgte, dass man, ohne die Abstimmung Böhmens abzuwarten, 
zur Fassung eines Conclusums schreiten könnte, beauftragte er 
Lincker in Stellvertretung eine entsprechende Erklärung ab 
zugeben. Am 26. fand im kurfürstlichen Collegium in der That 
eine Berathung statt. Das Directorium brachte in Erinnerung, 
dass die 14 Tage, während welcher das Protokoll geöffnet 
bleiben sollte, längst abgelaufeu seien, ohne dass eine Schluss 
fassung in einer so dringenden Angelegenheit erzielt worden 
sei, und bat daher, sich .wenigstens quo ad Präliminaria', ,so 
wie dieses auch anfangs die Abrede gewiesen sei', zu einigen. 
Kurmainz biete ,zu seiner eigenen Sicherstellung' hiezu nochmals 
die Gelegenheit. Sofort erklärte Kurbraunschweig, dass es 
gemäss seinem am 8. abgelegten Votum nochmals den Antrag 
wiederhole, dass ,gleich jetzt' durch ein zu erstattendes ,vor 
läufiges' Reichsgutachten Ihre Rüm. kais. Majestät allerunter- 
thänigst angegangen werden mögen, zur Eröffnung der Hand 
lung über einen allgemeinen und aufs Baldigste zu befördernden 
Reichsfrieden mit Frankreich die fordersamste Einleitung zu 
treffen und dass man sich hienächst ,in Absicht auf die gedeih 
liche hohe Verwendung und bona officia Sr. königl. Majestät 
von Preussen, -wie Kurcöln und Kursachsen erklärt haben 
wolle'. Hierauf sprach Kurcöln sein Bedauern darüber aus, 
aus dem bisherigen Gange der nun schon fast einen Monat an 
dauernden Reichsfriedensberathungen wahrnehmen zu müssen, 
dass es nicht von allen Seiten wahrer Ernst sein müsse, die 
Beschleunigung des Friedens zu fördern, dass es vielmehr den 
Anschein gewinne, als ob man diese wichtige, keinen Verzug 
leidende Angelegenheit in die Länge ziehen wolle. Daraus 
entstehe ein unersetzlicher Schaden zumal für jene Stände, 
deren Lande in Feindes Händen seien, der dadurch Zeit ge 
winne, die diesjährige Ernte einzuführen und in seine Lande 
zu bringen. Bei einem für das ganze Reich so wichtigen 
Geschäfte sei wechselseitiges Zutrauen und verbandmässiges 
Zusammenhalten erforderlich, sollen nicht sonst die reichs 
ständischen Bande verwirrt und zertrennt und zuletzt jene 
Massregeln nothwendig werden, die bereits in dem Schluss der 
am 10. d. zu Protokoll gegebenen diesseitigen Abstimmung er 
wähnt worden seien. Kurfürstliche Durchlaucht vereine daher
	        
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