Tomasch ek. Kritik der ältesten Nachrichten über den skythischen Norden. I. 715
Kritik der ältesten Nachrichten über den
skythischen Norden.
I. Ueber das Arimaspische Gedicht des Aristeas.
Von
Wilhelm Tomasehek,
corresp. Mitglieds der kais. Akademie der Wissenschaften.
Im Gefolge der Paläontologie, welche die Stellung und
den Zusammenhang aller Organismen zu ermitteln strebt, ar
beiten Forschungszweige, die sich der naturwissenschaftlichen
Methode bedienen, mit grossem Erfolge an der Ermittlung der
Urzustände und der Entwicklungsgeschichte der Menschheit.
Aus dem Bereich dieser urgeschichtlichen Forschung erhält
nunmehr die historische Ethnologie, d. h. die Kritik der vor
handenen historischen Nachrichten und die Untersuchung der
vorhandenen historischen Denkmäler aller Art, ihren frucht
bringendsten und belebendsten Inhalt; der reichen Hilfsmittel
und der Gedankendirective, welche ihm die urgeschiclitliche
Forschung an die Hand gibt, darf der Historiker, der sich mit
dem Alterthum beschäftigt, darf der Ethnologe, welcher die
Genesis denkwürdiger Volksthümer untersucht, nicht mehr ent-
rathen; beide müssen, wenn sie mit Erfolg arbeiten wollen, auf
die Methode und die Resultate der naturwissenschaftlichen Rich
tung Rücksicht nehmen. Anderseits dient die historische Ethno
logie der urgeschichtlichen Forschung allezeit als Führerin im
Ocean der Möglichkeiten, als Leitstern im Dunkel der Namen
losigkeit, als weise Schranke gegen Auswüchse der Phantasie.
Der Craniologe darf es wagen, die heute vorhandenen ethni
schen Einheiten in ihre Rassenelemente aufzulösen; die im Laufe
der Zeiten erfolgte Bildung und Zusammensetzung einer ethni-