Nachlese zu den Bruchstücken der griechischen Tragiker.
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Sophokles Frg. 808.
öpvr) yspovTO? &cre p-aXGa'/.v) -/.cmq
ev '/etpt 0^v£t ? £v ~.iy_v. 3’ ocpißXuvsTa'..
,Der Zorn eines Greises gleicht einer weichen Klinge, die im
Nu geschärft ist, aber ebenso schnell wieder stumpf wird.'
Dass dies der Sinn des theilweise arg verderbten Bruchstücks
sein muss, wird schwerlich jemand bezweifeln, dem es gesagt
wird. 1 Diesem Gedanken dürfte aber kaum eine gelindere
Herstellung genügen als diejenige, auf welche ich vor vielen
Jahren gerathen bin und die noch früher R. Enger (Gymnas.-
Progr. von Ostrowo, 1863, S. 24) gefunden hatte: av.apvj 2 TeGnjxrai,
ouv Tdy'ei 3’ ap.ßXövETai. Da Enger’s Vorschlag unbeachtet ge
hliehen ist (vgl. Kock’s sicherlich verfehlten Versuch in Jahrb.,
Suppl.-Bd. VI, 1, 246), so wiederhole ich ihn hier — indem ich
von seinem Alternativvorschlag av.. ts Ovfysi absehe — mit dem
Bemerken, dass das zur Meidung des Hiats erforderliche ouv
schon von Matthiae vorgebracht ward, und dass der Schreibung
OYjysi höchst wahrscheinlich övfys-t’ voraufging. Die Elision konnte
als statthaft gelten (hat doch selbst Valckenaer noch au^ei’ in
Eurip. Frg. 1016 hineincorrigirt! Diatrib. 163 b ), und Q-fanx' ev
empfahl sich für li^v.xca cuv, sobald dieses neben ev -/Eipt keinen
Platz im Verse fand. So dürfte der Ursprung der Corruptel in
der irrigen Lesung des seltenen Anfangswortes (etwa AKAPEI, zu
nächst AXAPEI geschrieben) zu suchen sein. Man vergleiche auch
Theodect. Frg. 9, 2—3: Ttapay.sXe6o|jiat oe co: [ teGyiyiAvw vüv —. Dass
av.apri im Uebrigen bei den Tragikern nicht gelesen wird, darf an
gesichts seines so wenig häufigen Vorkommens (einmal z. B. bei
den attischen Rednern, einmal im Corpus platonicum!) füglich
als Zufall gelten.
Sophokles Frg. 822.
Xugw yap ei '/-2ti töv ~piwv Sv oicopai.
Den Schlüssel 3 zum Verständniss dieses Verses liefert Zenohios
VI, 11 (Paroemiogr. I, 164): Ta xp£a Ta ei? tov Gavoaov • p.sp.vv)Tai
1 Vgl. Aristot. Eliet. XI, 1390“ 12: xat ol Oupol (der Greise nämlich) ofcic
ps’v, daGevEt; 8^ eiotv —.
2 Enger schrieb uxctpii.
Darauf hat bereits Hanck auf Grund brieflicher Mittheilung von mir
kurz hingewiesen, Euripidis Tragoed. III 2 , p. XVIII. Doch hielt ich