Schuchardt. Kreolische Studien VII.
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Kreolische Studien.
Von
Hugo Schuehardt,
corresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
VII.
lieber das Negerportugiesische von Annobom.
Die Insel Annobom im Golf von Guinea, welche die
Portugiesen im Jahre 1471 entdeckten, und zwar am 1. Januar
(daher ihr Name, welcher von den Spaniern Annobun ge
schrieben wird), aber erst hundert Jahre später colonisirten
(,unter König Sebastian', sagt d’Avezac, lies de l’Afrique
11,247; ,1550 zum ersten Male' Vivien de Saint-Martin, Dict.
de geogr. univ.) und 1778 an Spanien ab traten, zählt eine
Bevölkerung von 3000 Schwarzen. Sie stammen von den Schaven
ab, welche jene, ihrerseits längst ausgestorbenen Colonisten
herübergebracht hatten. Es stehen mir keine eingehenderen
Nachrichten über Annobom zu Gebote als die nun schon ziemlich
alten des eben angeführten d’Avezac (1848). Ihnen zufolge
scheint in den ersten Zeiten diese Colonie sehr geblüht zu
haben, indem sie, abgesehen von einigen zerstreuten Weilern,
zwei Hauptorte besass, Santo Antonio da Praia, den ich für
die jetzige Zeit allein genannt finde, und Säo Pedro. In
religiöser Beziehung geschah viel; es wurden 9 Kirchen oder
Kapellen gestiftet, und so erklärt es sich, dass, wie d’Avezac
(S. 242) sagt, ,le plus remarquable Souvenir qu’ils aient conserve
de l’ancien sejour des Europeens, est un attachement singulier
pour la religion catholique, qui, du reste, n’est guere pour
eux qu un culte matericl accompagne de ceremonies dont ils
ne comprennent plus le sens. Leur rigorisme religieux est tel,
que, malgre leur caractere bon et pacifique, on les a vus quel-
Sitznngsber. d. phil.-hist. Ol. CXVI Bd. I. Hft. 13