Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

Kant und Corate in ihrem Verhältniss zur Metaphysik. 
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theilungen vier Gattungen des Nichtwirklichen als möglicher 
Gegenstände des Wissens: 1. Nichtwirkliches, dessen Verwirk 
lichung seiner Natur nach unmöglich, aber gleichgiltig, 2. Nicht 
wirkliches, dessen Verwirklichung seiner Natur nach unmöglich, 
aber nicht gleichgiltig, 3. Nichtwirkliches, dessen Verwirklichung 
seiner Natur nach möglich, aber gleichgiltig, und 4. Nichtwirk 
liches, dessen Verwirklichung seiner Natur nach möglich und 
keineswegs gleichgiltig ist. Zu der an erster Stelle genannten 
Art des Nichtwirklichen gehört das Mathematische, und zwar 
sowohl die Zahl wie die Kaumform. Die eine wie die andere 
sind von der Beschaffenheit, dass sie die Verwirklichung aus- 
schliessen, indem zwar das Wirkliche gezählt wird und räum 
liche Gestalt annimmt, die Zahl seihst, sowie die räumliche 
Gestalt (der mathematische Punkt, die mathematische Fläche, 
der mathematische Körper) als solche aber niemals wirklich 
sind. Dasselbe ist aber auch zugleich von der Beschaffenheit, 
dass seine Verwirklichung gleichgiltig, d. h. dass der Umstand, 
dass weder Zahl noch Kaumform jemals ein Wirkliches sein 
können, in jeder Hinsicht irrelevant ist. Zu der an zweiter 
Stelle genannten Art des Nicht wirklichen gehört das Logi 
sche, dessen Formen, z. B. der logische Begriff, von der Art 
sind, dass sie in ihrer Keinheit niemals im Denken verwirk 
licht werden können, z. B. der logische Begriff für das wirk 
liche Denken ein unerfüllbares Ideal bleiben muss. Während 
nämlich der logische Begriff in seiner Reinheit alle den seinen 
Umfang bildenden Begriffen gemeinsamen Merkmale, aber auch 
nur diese umfasst, worden bei jedem Versuch, denselben im 
wirklichen Denken zu wiederholen, Merkmale zu dem Inhalt 
desselben hinzugedacht, wie sie dem besonderen Kreise von 
Anschauungen entsprechen, aus welchen der fragliche Begriff 
gerade bei diesem denkenden Subject im Unterschiede von 
anderen, durch Abstraction der diesen gemeinsamen Merkmale 
hervorgegangen ist. Es wird z. B. derjenige, der niemals einer 
Palme ansichtig geworden ist, in den Begriff des Baumes das 
Merkmal der Verästelung in Zweige hineinlegen, welches im 
logischen Begriff des Baumes um so weniger enthalten sein 
kann, als es sonst unmöglich wäre, dass unter diesem auch die 
Palme befasst würde. Dagegen kann von der Unmöglichkeit, 
welche das Logische in sich trägt, jemals zu erschöpfender
	        
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