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Fei’dinand Wolf.
dert hat; allein gerade diese Romanzen, die am ersten und am mei-
s t e n in fl i e g e n d e n B1 ä 11 e r n verbreiteten, können dem Herausgeber
der Silva ebensowohl in solchen zugekommen und von ihm dar
nach abgedruckt worden sein *), die er vielleicht eben ihrer Verbrei
tung wegen anfangs nicht berücksichtigen wollte, oder weil er sein
Augenmerk vorzugsweise auf historische und Kunstromanzen gerich
tet und nach dem Vorgänge der Herausgeber der Cancioneros gene
rales jene Juglar-Romanzen gar nicht beachtet hatte. Vielleicht hat
ihn bewogen dies später dennoch zu thun, dass er gehört hatte, in
Antwerpen sei eine Sammlung erschienen, in die auch Romanzen der
Art aufgenommen worden seien, dies habe grossen Beifall gefunden,
und er wollte nun dieser Nebenbuhlerinn die seine an Vollständigkeit
nicht nachstehen lassen. Ich halte aber trotzdem noch immer für
wahrscheinlicher, fliegende Blätter für die Quelle der Silva auch in
dieser Beziehung anzusehen, als den Canc. de rom., weil — auch an
genommen dass beider Texte so genau zusammenstimmen, um einen
für den Wiederabdruck des anderen halten, oder aber eine beiden
gemeinsame Quelle (fliegende Blätter) annehmen zu müssen, — doch
nur die ersten neun dieser Juglar-Romanzen auch genau in der
selben Ordnung in der Silva sich folgen, wie im Canc. de rom., hin
gegen zwischen der neunten und zehnten der Silva vier Romanzen
derselben Gattung und desselben Sagenkreises (darunter zunächst die
so beliebt gewordene von Calainos) im Canc. de rom. (in den datir-
ten Ausgaben ist da noch eine fünfte: En Paris estd dona Aida,
hinzugekommen) stehen, und die eilfte der Silva dort gar erst unmit
telbar vor den Romances fronterizos (zwischen: Yo me estando en
Giromena, und: Rio verde, rio verde) nachträglich eingeschoben
1 ) Um hiei-übei- mit mehr Bestimmtheit zu entscheiden, müsste man (Veilich
eine genaue Vergleichung der in beiden Sammlungen gegebenen Texte
vornehmen, was aucli Herr Hof mann nicht thun konnte, da ihm die
erste Ausgabe des Canc. de rom. (o. J.) nicht zur Hand war, und die
von 1550 so wie die späteren datirten Ausgaben schon davon ab weichen
könnten und jedesfalls keinen sicheren kritischen Anhaltspunct mehr
geben. Unbezweifelt aber wird Herr II ofmann dies mit Hilfe des nun
wieder in Wolfenbüttel befindlichen Exemplares der ersten Ausgabe des
Canc. de rom. zu thun nicht versäumen , wenn er, wie er Hoffnung dazu
gegeben, sein so wünschenswerthes Unternehmen ausführt, von der ersten
Ausgabe der Silva nach dem Münchner Exemplare einen Abdruck heraus-
/. u geben.