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Klein.
Wäre jene Larnax des Eurypylos, von der er noch weit wunder
barere Legenden zu erzählen weiss, überhaupt sichtbar gewesen,
neben dieser hätte sie sich wohl darum schon sehen lassen
können, weil sie ja ein Werk des Hephaistos selber war. 1
G-egen jene Legende, die aus den Fäden einer Liebestragödie
wie denen der Helden- und Göttersage bunt zusammengewoben
ist, nimmt sich die Rettungsgeschichte des Kypselos fast ärmlich
aus, aber sie hat doch den Vorzug, das Hauptmotiv treuer ge
wahrt zu haben. Denn so grundverschieden die beiden Legenden
auch erscheinen mögen, sie sind doch vom selben Stamme. Der
Dionysos in jener Lade ist zum todten Bilde erst geworden.
Wie interessant und lehrreich auch die weitere Betrachtung
des Cultes sein möchte, der sich an diese Lade knüpfte, hier
habe ich nur scharf die Hauptsache hervorzuheben, dass sie
genau wie jene olympische Lade den ,Aisymneten £ barg.
Es ist nur eine neue Variation des Messiasmythos, der
in seiner wundervollen Lebenskraft auch im dürrsten Boden
Wurzel fasst, welche sich einer Schlingpflanze gleich um das
olympische Weihgeschenk wand. 2 Sie war allem Anschein nach
durch das Monument selbst erst hervorgerufen und kann uns
also für dasselbe keinerlei Aufschlüsse geben.
Die Kypsele war nicht das einzige olympische Weih
geschenk der Kypseliden. Sprichwörtlich berühmt war der
aus Gold getriebene Zeuskoloss, den Periander in Folge eines
Sieges mit dem Viergespann, wie nach Ephoros Diogenes
Laertius I, 96 erzählte, weihte. Dass wirklich Periander der
Stifter gewesen ist, darüber besitzen wir zuverlässige Zeugnisse; 3
nichtsdestoweniger wird mehrfach Kypselos selbst als solcher
genannt, und zwar auch von Pausanias, dessen Notiz V, 2. 3
den Eindruck hervorruft, als ob er von diesem Werke nur
mehr habe sagen hören. Da darf es uns denn auch kaum
Wunder nehmen, wenn auch die Stiftung der Lade, die ja
1 IX, 41. 2.
2 Vgl. A. Bauer, Die Kyrossage und Verwandtes (Sitzungsberichte der
phil.-hist. Classe der kais. Akad. der Wissenschaften, Bd. C. S. 547
Anni. und J. Krall, Studien zur Geschichte des alten Aegypten II. a.
a. 0. Bd. CV., S. 350 [24],
3 Overbeck, Schriftquellen 298, 300, 301.