Zur historischen Topographie von Persien.
563
Physiographische Einleitung.
1. Grenzen der persischen Wüste. Wenn wir, zum
Zweck genauer Abgrenzung - des abflusslosen centralen Gebietes
gegen die peripherischen Ränder, auf einer guten Karte Per
siens den Verlauf der Wasserscheiden näher verfolgen, so finden
wir, dass diese Grenzlinie sich im Norden, Westen und Süden
mit seltener Regelmässigkeit an den höchsten Kämmen des
Alburz- und Zagrossystems hinzieht. Eine Ausnahme findet
an wenigen Stellen statt, z. B. westwärts von Kazwin, wo man
die Wasserscheide in der Höhe von Ivharzän (5200 Fuss) und bei
der Telegraphenlinie zwischen den Quellen des Äb-i-Zengän
und des Abhar-rüd überschreitet; dann am südlichen Rande
der Sirgänebene und bei Kahnü in Kirmän, wo die Wasser
scheide zwischen dem Hali-rü und dem Ab-i-Minäb unmerklich
und niedrig erscheint; dann in der Ebene Lasari in Belucistän.
Wir finden ferner, dass nach Abzug der oceanischen und kaspi-
sclien Drainage etwa 62 Hunderttheile des persischen Bodens
dem abflusslosen Gebiete angehören.
Das abflusslose Gebiet zerfällt in zwei dem Areal nach
ziemlich gleiche Abtheilungen: in eine Uebergangszone, wo
die Niederschläge noch immer so ausgiebig sind, dass sicli
perennirende Quellen entwickeln und zu rüstigen Rinnsalen
vereinigen können, und in das Gebiet der echten Wüste, wo
die zu völliger Obmacht gelangte Verdunstung die in der
Uebergangszone genährten Flussadern im Laufe lähmt und end
lich ganz versiegen lässt. Die Uebergangszone schliesst sich
naturgemäss den peripherischen Gebieten im Norden, Westen
und Süden unmittelbar an, während die echte Wüste erst in
grösserer Entfernung vom oceanischen Rande auftritt. — Die
Flussadern der Uebergangszone haben ihre Quellen auf den
Hochketten, welche die Wasserscheide darstellen; wir wollen
die wichtigsten Rinnsale ins Auge fassen.
Aus dem Arwand und Penge-'Ali kommen die Quellen
des Qara-cai, der in älteren persischen Schriftwerken den Namen
Gaumälä-rüd führt; sein Rinnsal wendet sich in tiefer Mulde
direct gegen Osten, es wird immer salzhaltiger und wasser
armer und verschwindet endlich im Kawir des Siyäh-koh hinter