Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 108. Band, (Jahrgang 1885)

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T omasch ek. 
blieben sind. Die Statistik der menschlichen Ansiedlungen 
erweist sich bei dieser Vergleichung als ein wichtiger Factor, 
als ein Gradmesser der steigenden oder sinkenden Cultur- 
fähigkeit des Bodens. Wenn z. B. Istakhri angibt, das Dorf 
Kharänek habe 200, Säghand 400 Familien, und wenn wir 
jetzt, nach tausend Jahren, an denselben Stellen fast dieselbe 
Einwohnerzahl vorhnden, so liegt darin ein werthvoller Beleg 
für die Stabilität der Naturverhältnisse in gewissen Theilen 
des Trockengebietes, ein Beweis dafür, dass der Boden dort 
absolut nicht mehr Wesen ernähren kann als jetzt und einst. 
Für einige Striche lässt sich der Beweis erbringen, dass 
sich in ihrem Bereich die Bodencultur in Folge der rastlosen 
Thätigkeit des Menschen, trotz Hungerjahren und ungeachtet 
der Baubeinfälle der Nomaden, merklich gehoben hat. An 
anderen Stellen hinwieder hat sich die Natur entschieden zu 
Ungunsten verändert, der stetig fortschreitende Verdunstungs- 
process hat die Wasseradern aufgezehrt und vorrückende Staub 
und Sandmassen haben alte Culturoasen — beispielsweise sei 
Zawärah genannt — für immer begraben. Mögen die Vor 
gänge in der Natur sich unendlich langsam abspielen, so dass 
selbst ein Jahrtausend im Leben der Erdoberfläche eine kurze 
Spanne darstellt: der unmerkliche Wandel alles Bestehenden 
tritt gleichwohl auch in den Regionen, welche den Charakter 
der Stagnation zur Schau tragen, für den aufmerksamen Be 
obachter zu Tage; auch hier gilt der Satz des Herakleitos: 
,Alles ist in einem beständigen Wandel begriffen, kein Augen 
blick ist dem andern gleich/ . ( 
Diese Thatsachen im Einzelnen für das persische Wüsten- 
gebiot nachzuweisen, ist der Zweck der vorliegenden Abhand 
lung. Ferner hat uns auch das Bestreben geleitet, das topo 
graphische Material möglichst vollständig zu sammeln und den 
gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse über dieses Gebiet 
zu vollem Ausdrucke zu bringen. Allerdings sind unsere 
Kenntnisse noch sehr lückenhaft, auch muss betont werden, 
dass wissenschaftlich gebildete Reisende in die persische Wüste 
sich höchst selten verirrt haben. Das beigelegte Kärtchen hat 
nur den Zweck, bei der Lectüre der Abhandlung unter 
stützend einzugreifen.
	        
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