Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 108. Band, (Jahrgang 1885)

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II o fl o r. 
den König, die Prinzessin Claude und den Herzog, ihren Ver 
lobten, und wenn diese ohne Kinder stürben und der römische 
König den erwähnten Erben die Investitur nicht ertheilen würde, 
so müsste er die 200.000 Gulden zurückgeben; wohl verstanden, 
wenn in diesem Falle die angezeigten Erben um die Investitur 
sich bewerben würden, dann müssen sie auch die gewöhnlichen 
Investitursporteln entrichten. 
Serntein war damit zufrieden, wenn die Franzosen den 
Artikel Wort für Wort annähmen, indem er glaubte, besser 
als ein Bruch sei es, dem Anträge des Kaisers eine gute Aus 
legung zu geben. 
Andrea (del Burgo, der bei dieser Gelegenheit zum ersten 
Male hervortritt) brachte den Artikel dem Legaten, dem er 
weitläufig vorstellte, wie sehr die Botschafter gegen den Auf 
trag des Kaisers und ihre Instruction handelten. Der Legat 
befand sich in grosser Bestürzung, erklärte, die Verantwortung 
nicht allein auf sich nehmen zu können, und wollte Gott, sagte 
er, dass er diese schweren Lasten nicht, wie er that, allein auf 
sich genommen hätte, dann aber betheuerte er, dass er sich um die 
Wirkung dieses Artikels nicht kümmere und er auch nicht von 
so grosser Bedeutung sei, dass nicht, wenn die Sache von ihm 
allein abhinge, er darauf eingehen könnte, allein er müsse auch 
andere französische Herren befriedigen. Endlich erklärte er, 
er und der Kanzler würden den Artikel examiniren und am 
andern Tage eine Antwort geben. 
Am Morgen des 14. September ging Herr Philibert zu 
dem Legaten, bei welchem auch der Kanzler war, und nach 
einer Erörterung brachte er den Artikel von der Hand des 
Kanzlers glossirt zurück. Serntein war aber mit den ange 
brachten Veränderungen nicht zufrieden und fügte noch, um 
jede Controverse abzuschneiden, zwei erklärende Zusätze hinzu, 
von denen Philibert meinte, sie enthielten dasselbe, was die 
Glosse des französischen Kanzlers aussprach, gebe aber der 
Partei, die wider den Frieden und die Heirat sei, Gelegenheit 
zu brechen. Doch sei es gut, Alles genau zu prüfen, und wenn 
man etwas bessern könne, möge es für den Kaiser geschehen. 
Gerade damals kehrten die Gesandten des Erzherzogs 
nach dreitägiger Abwesenheit zurück, worauf Herr Philibert 
mit Zustimmung Serntein’s eine allgemeine Botschafterconferenz
	        
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