Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 108. Band, (Jahrgang 1885)

Pseudoisidor-Studien. I. 
1063 
3. Ich wende mich zuerst zu den für den Zweck der 
Restitution des Textes vorgenommenen Emendationen. 
Es ist bereits an einem andern Ort von mir erwähnt 
worden, dass unter den verschiedenen Formen der Hispana 
der falsche Isidor sich derjenigen zur Verhüllung seines Be 
trugs bedient habe, welche ich mit dem Namen der gallischen 
bezeichne. 1 Von den Merkmalen und Schicksalen dieser Form, 
welche uns in einer wiener Handschrift in ihrer Reinheit er 
halten ist, 2 interessirt uns hier der eine Umstand, dass sie, sei es 
von Anfang an in ihrer Urhandschrift, sei es später in einem 
andern massgebend gewordenen Exemplar, eine grosse Zahl 
von (Korruptionen des Textes enthielt, welche sich durch Ab 
schriften fortgepflanzt und wohl auch auf diesem Wege ver 
mehrt haben. Eine solche Abschrift ist der eben gedachte 
Cod. Vindob. 411 aus dem Ende des 9. oder dem Anfang des 
10. Jahrhunderts. 3 Der Urheber unsrer Recension, dem ein 
ähnlicher Codex vorlag, hat die sinnlosen Lesarten auf eine 
Weise zu verbessern gesucht, die allerdings grammatisch und 
logisch einen Sinn herstellt, aber die Abweichung vom Original 
meistens nur noch grösser macht. 
4. Wenn ich durch eine Reihe von Beispielen eine An 
schauung dieses Thatbestandes gewähren will, so wird meine 
Aufgabe darin bestehen, in jedem Fall die Vergleichung beider, 
des unverdorbenen und des verdorbenen Textes, mit der Lesart 
unsrer Recension zu ermöglichen. Den ursprünglichen, unver 
dorbenen Text der reinen Hispana bietet mir für diesen Zweck 
die auf den besten Handschriften spanischer Bibliotheken 
beruhende madrider Ausgabe von Gonzalez, den corrupten Text 
aber die oben angeführte wiener Handschrift. Von den Hülfs- 
mitteln, deren ich mich bedient habe für die Feststellung der 
. Lesarten unsrer Recension, will ich jetzt Rechenschaft geben. 
Ich habe nämlich für diesen Zweck die gleich anzuführenden 
sieben Handschriften der pseudoisidorischen Sammlung benutzt. 
Von ihnen gehören die drei ersten (1—3) derjenigen Form an, 
'■ S. meine Geschichte der Quellen u. s. w. Bd. 1 S. 710 fg. 
2 Ueber die früher in Strassburg befindliche Handschrift derselben Form 
(Codex des Bischofs Kachio) s. a. a. O. S. 667 und S. 710 fg. 
3 S. a. a. 0. S. 6G8.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.