Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 108. Band, (Jahrgang 1885)

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Maassen. 
Liegt liier eine neue Bearbeitung des Textes und als Resultat 
derselben eine eigenthümliche Recension vor? Oder besitzen 
wir für die der Sammlung des Pseudoisidor mit der Hispana 
gemeinsamen Stücke in den Handschriften der Ersteren nur 
ebenso viele Exemplare des unveränderten Textes der Letzteren? 
Offenbar handelt es sich hier nicht blos um die Be 
friedigung einer immerhin erlaubten Neugierde. Hat doch für 
die Sammlungen des Kirchenrechts seit der grossen Fälschung 
des 9. Jahrhunderts bis auf Gratian’s Leeret die Hispana 
vorwiegend in derjenigen Gestalt, in welcher sie aus den 
Händen des Impostor hervorgegangen war, als Quelle gedient. 
Und auch in den grossen Conciliensammlungen bildet bis auf 
den heutigen Tag die pseudoisidorische Ueberlieferung insbeson 
dre für den Text der africanisehen, der älteren gallischen und 
der spanischen Concilien eine wichtige, ohne Unterscheidung 
benutzte Grundlage. Es bedarf daher nicht erst der Recht 
fertigung , wenn ich es nicht für überflüssig gehalten habe 
diesem Gegenstände eine Untersuchung zu widmen. 
2. Die Vergleichung zeigt sehr bald, dass in dem Text 
der den beiden Sammlungen gemeinsamen Stücke zwischen 
diesen Sammlungen vielfache und nicht selten erhebliche Ver 
schiedenheiten bestehen. Und die nähere, auf den Character 
und die Ursachen dieser Verschiedenheiten gerichtete Unter 
suchung führt zu der vollkommenen Gewissheit, dass in der 
pseudoisidorischen Sammlung eine eigenthümliche Recension 
des Textes der Hispana, das Ergebniss einer planmässig aus 
geführten Bearbeitung, vorliege. Die Abweichungen von dem 
Text der reinen Hispana sind zum Tlieil solche, welche ihren 
Grund in dem Bestreben haben den äusserst verdorbenen, 
nicht selten bis zur vollkommenen Sinnlosigkeit entstellten 
Text der Vorlage zu emendiren, tlieils sind sie mit Absicht vor 
genommene Veränderungen des ursprünglichen, unverdorbenen 
Textes. Ich werde für beides eine Anzahl von Belegen bringen. 
Es soll schliesslich auch die Frage nach der Zeit der Abfassung 
dieser Recension und der Person ihres Urhebers erörtert werden. 
liehen Ueberlieferung hervorgehoben und die Ursachen wie den Character 
dieser Verschiedenheit zum Tlieil richtig erkannt; aber eine eingehende 
Erörterung dieses Thema’s mit Rücksicht auf die pseudoisidorische Samm 
lung überhaupt scheint ausserhalb ihres Plans gelegen zu haben.
	        
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