Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 107. Band, (Jahrgang 1884)

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Gomperz. 
sind — eines fünffach verschiedenen Stellenwerthes theilhaft 
und somit fähig werden, die 25 Buchstaben zu vertreten. Und 
wenn Lady Scott triumphirend ausruft, ,dass in der Homo- 
graphie .... ein und dasselbe Zeichen oder ein und derselbe 
Schriftzug, nämlich ein ganz kleines gerades Strichei für das 
ganze Alphabet gilt!' — so tliut auch hier eine ähnliche Unter 
scheidung noth. Denn von dem einen Punkte abgesehen, 
welcher in fünf verschiedenen Stellungen die fünf Vocale aus 
drückt, kennt das homographische System ein kürzeres und 
ein längeres wagrechtes, dann ein rechtsschräges und ein links 
schräges Strichlein, zusammen also vier Elemente, welche 
,längs dem Silhenstriche weiter hinauf und weiter hinunter 
geschoben werden' und hiedurch je fünf verschiedene Stellen- 
werthe gewinnen. 
Ein dritter Punkt der Uebereinstimmung zwischen un 
serem antiken und den modernen Kurzschrift-Systemen ist die 
reichliche Anwendung mnemonischer Hilfen, wenn anders Ge- 
dächtsnissstützen so heissen dürfen, die zumeist nicht sowohl 
äusserlich hinzugefügt als vielmehr aus dem Streben nach natür 
licher Ordnung und innerer Folgerichtigkeit wie von selbst er 
wachsen sind. Dem, was oben über diese Seite des athenischen 
Systems gesagt ward, wollen wir wieder einige diesbezügliche 
Aeusserungen und Veranstaltungen moderner Schrifterfinder 
gegenüberstellen. Vor Allem: das zwiefache Anordnungs- 
princip, wonach sowohl die artverwandten (homogenen) als 
die ortsverwandten (homorganen) Laute als solche ersichtlich 
gemacht werden, gelangt in den am meisten ausgearbeiteten 
Systemen der Neuzeit zu nicht minder vollständiger Durch 
führung. So bei Lady Scott und bei Pitman. Letzterer 
weist jeder Organclasse Striche von je einer (überdies aus 
gesprochen symbolischer) Richtung 18 zu (,letters made by a 
given organ are written in the same direction'), während die 
functionelle Gleichartigkeit in der Beschaffenheit des Striches 
zum Ausdruck kommt. Man vergleiche z. B. p (\) und b (\) 
mit t ( |) und d (|) oder mit k (— ) und g (—) ; desgleichen 
werden Lautpaare wie die Nasale (m = -~n, n = '-') und 
die Liquiden (l — , r — ~^) als solche gekennzeichnet. 
Nicht viel anders verfährt Lady Scott, wie die Gleichung 
9 ( 1) 1 k ( "/) = d ( -Z) : t ( -|) = b ( J ) : p ( _/) zur
	        
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