Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 103. Band, (Jahrgang 1883)

lieber Hume's Stellung zu Berkeley und Kant. 
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diesen beiden Erkenntnissobjecten nur ein unvollkommenes 
sein kann, ist dasselbe ein vollkommenes von der Natur d. i. 
von der Körperwelt, für welche derselbe ein ,medium aequale' 
d. i. als Ausfluss seines Organs, der ,physischen Seele', dieser 
und dadurch der Natur selbst wesensverwandt ist. Wird daher 
alles unvollkommene Wissen als blosses Scheinwissen bei Seite 
gelassen und der Begriff des Wissens auf das von Bacon als 
solches anerkannte vollkommene Wissen eingeschränkt, so 
folgt, dass wirkliches Wissen sich überhaupt nur auf die Natur 
d. i. auf die Körperwelt, beschränke, und weder ausser noch 
über derselben ein wirklich Gewusstes existire. 
Der Satz des Hobbes, dass ,für die Philosophie' nur 
Körper existiren, ist damit gegeben. Denn da es einerseits 
keine andere Wissenschaft gibt als natürliche und keine an 
dere natürliche Wissenschaft als Philosophie, und da anderer 
seits was nicht auf vollkommenes Wissen sich stützt keine 
Wissenschaft und das Einzige, von dem ein vollkommenes 
Wissen möglich ist, die Natur, also der Inbegriff der Körper 
welt ist, so folgt, dass die letztere sowohl der ausschliessliche 
Gegenstand der Philosophie, wie dass diese ausschliesslich 
Wissenschaft von Körpern sei. An die Stelle des Gegen 
satzes des Körperlichen (Materiellen) und Unkörperlichen (Im 
materiellen) tritt jener eines gröberen und feineren Körper 
lichen. Auf die Seite dos letzteren fällt das Subject, auf 
die Seite des ersteren das Object der Naturerkenntniss; jenes 
(die Seele) ist nur ein feinerer, dieses (der im engeren Sinn 
sogenannte Naturkürper) ein gröberer Körper. An die Stelle 
des Gegensatzes zwischen Vereinigungen von materiellen (körper 
lichen) Substanzen zu einem körperlichen, und von immateriellen 
(geistigen) Substanzen zu einem unkörperlichen Ganzen tritt 
bei Hobbes der Gegensatz zwischen sogenannten natürlichen 
und künstlichen Körpern. Jene sind solche, welche auf natür 
lichem d. i. mechanischem, diese dagegen solche, welche auf 
künstlichem d. i. vom Willen abhängigem Wege hervorgebracht 
sind. Elemente der ersteren sind willensunfähige, solche der 
letzteren dagegen mit Willen begabte Körper, also im Gegen 
satz zu den im engeren Sinne sogenannten seelenlosen Körpern 
sogenannte ,Seelen' d. i. beseelte Körper, wie es z. B. die 
lebenden Menschen sind. Wie die natürlichen Körper aus
	        
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