Horodoteisclie Stadien II.
605
deren Menschen so sehr gehasst habe als den heldenhaften Vertheidiger der
Thermopylen. Was kann wohl besser Zusammenhängen? Weil aber nach
SfjXa (in orjXo: poi uoXXocji pkv xtk.) die zu erwartende Yerbindungspartikel
wv, vuv oder dgl. fehlt, — so soll — nicht etwa eine solche ausgefallen,
(Krüger will 8k einschalten) soudern ,die Bemerkung wohl später nachgefügt
sein 1 ! Wer, der nicht schon von der Wahrheit jener Hypothese überzeugt ist,
wird sie auf solche Gründe hin annehmen wollen, und selbst welcher Adept
der Lehre wird diese ihre Anwendung billigen können? Setzt dieselbe doch
voraus, dass Herodot jenen Satz, der ganz und gar in seiner gewohnten
Manier geschrieben ist (uoXXoiot pkv zai aXXoici TEzprjpioiai, h ok xai twoe!)
und einer provisorischen Randnotiz so wenig gleicht wie irgend ein Kunst-
product seinem Rohstoff, zur Aufnahme in sein Werk völlig fertig gestellt
und nur eben die Einschaltung jener Partikel — wir müssen wohl sagen, einer
zweiten Revision Vorbehalten hat! — Zu
VII, 239 verwickelt sich Herr Stein in einen Widerspruch, dessen
Auflösung wir ihm selbst überlassen müssen. Er findet ,das Geschichtchen
von Demaratos’ Brief, welches den Inhalt des Capitels bildet, ,hier um so
passender untergebracht, als 1 u. s. w. Er erhebt auch gegen ,die
ganze Uebergangsformel*, welche den Abschnitt an das früher Erzählte an
knüpft und die er eingehend erläutert, nicht den mindesten Einspruch, eben
sowenig gegen darin enthaltene sprachliche oder sachliche Einzelheiten.
Dennoch wird' derselbe zu IX, 83 unter den ,Nachträgen 1 angeführt.
Warum, wissen wir nicht; uns freilich gilt Krüger’s Nachweis, dass ,dies
ganze Capitel ein ungehöriges Einschiebsel 1 ist, für vollständig gelungen
und gesichert.
IX, 73 soll wieder Herodot den Satz: oürw wüte—■ dzE/saOcu mit so
argem Ungeschick interpolirt oder, wie Herr Stein dies ausdrückt ,wohl erst
nachträglich eingesetzt* haben, dass wir die Fuge ohne Weiteres ajs solche
erkennen. Der Satz gewinnt jedoch alsbald den vermissten .passenden An
schluss an das Vorhergehende*, wenn wir die Einzelvorstellungen der ,Proe
drie* und ,Atelie* zum Gesammtbegriff der ,ehrenden Auszeichnung* oder
(wie der Zusammenhang es erheischt) der ,Bethätignng der Dankbarkeit*
erweitern. Doch wozu viele AVorte? Wie mag nur Herr Stein selbst, die
Stelle übersetzen? ,Von diesem Dienste her* (so lautet seine Uebertragung)
.gemessen die Dekeleer in Sparta Freiheit von Steuern und Ehrensitz bei
den Spielen noch bis auf diesen Tag, dergestalt, dass selbst noch in dem
Kriege . . . die Lakedämonier . . . allein Dekeleas verschonten.* Eine Frei
heit der Anknüpfung also, die der deutsche Uebersetzer sich unbedenklich
gestattet, sollte dem Autor verwehrt sein, der griechisch schrieb, d. h.
in einer Sprache, die von aller pedantischen Wortgerechtigkeit freier ist als
vielleicht jede andere!! Herr Stein bemerkt freilich noch: ,Wäre, wie ver-
muthet worden, dieser Abschnitt der Erzählung erst zur Zeit des Krieges ge
schrieben, so wäre die ganze Aufzählung der Ehrenrechte, die doch nur im
Frieden galten, recht seltsam.* Was soll man, da es nicht als höflich gilt, ein
gegnerisches Argument zu ignoriren, darauf erwidern? Doch wohl nur, dass
der Ausbruch eines Krieges nicht jede Erinnerung an die vorhergegangene