Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 103. Band, (Jahrgang 1883)

Horodoteisclie Stadien II. 
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deren Menschen so sehr gehasst habe als den heldenhaften Vertheidiger der 
Thermopylen. Was kann wohl besser Zusammenhängen? Weil aber nach 
SfjXa (in orjXo: poi uoXXocji pkv xtk.) die zu erwartende Yerbindungspartikel 
wv, vuv oder dgl. fehlt, — so soll — nicht etwa eine solche ausgefallen, 
(Krüger will 8k einschalten) soudern ,die Bemerkung wohl später nachgefügt 
sein 1 ! Wer, der nicht schon von der Wahrheit jener Hypothese überzeugt ist, 
wird sie auf solche Gründe hin annehmen wollen, und selbst welcher Adept 
der Lehre wird diese ihre Anwendung billigen können? Setzt dieselbe doch 
voraus, dass Herodot jenen Satz, der ganz und gar in seiner gewohnten 
Manier geschrieben ist (uoXXoiot pkv zai aXXoici TEzprjpioiai, h ok xai twoe!) 
und einer provisorischen Randnotiz so wenig gleicht wie irgend ein Kunst- 
product seinem Rohstoff, zur Aufnahme in sein Werk völlig fertig gestellt 
und nur eben die Einschaltung jener Partikel — wir müssen wohl sagen, einer 
zweiten Revision Vorbehalten hat! — Zu 
VII, 239 verwickelt sich Herr Stein in einen Widerspruch, dessen 
Auflösung wir ihm selbst überlassen müssen. Er findet ,das Geschichtchen 
von Demaratos’ Brief, welches den Inhalt des Capitels bildet, ,hier um so 
passender untergebracht, als 1 u. s. w. Er erhebt auch gegen ,die 
ganze Uebergangsformel*, welche den Abschnitt an das früher Erzählte an 
knüpft und die er eingehend erläutert, nicht den mindesten Einspruch, eben 
sowenig gegen darin enthaltene sprachliche oder sachliche Einzelheiten. 
Dennoch wird' derselbe zu IX, 83 unter den ,Nachträgen 1 angeführt. 
Warum, wissen wir nicht; uns freilich gilt Krüger’s Nachweis, dass ,dies 
ganze Capitel ein ungehöriges Einschiebsel 1 ist, für vollständig gelungen 
und gesichert. 
IX, 73 soll wieder Herodot den Satz: oürw wüte—■ dzE/saOcu mit so 
argem Ungeschick interpolirt oder, wie Herr Stein dies ausdrückt ,wohl erst 
nachträglich eingesetzt* haben, dass wir die Fuge ohne Weiteres ajs solche 
erkennen. Der Satz gewinnt jedoch alsbald den vermissten .passenden An 
schluss an das Vorhergehende*, wenn wir die Einzelvorstellungen der ,Proe 
drie* und ,Atelie* zum Gesammtbegriff der ,ehrenden Auszeichnung* oder 
(wie der Zusammenhang es erheischt) der ,Bethätignng der Dankbarkeit* 
erweitern. Doch wozu viele AVorte? Wie mag nur Herr Stein selbst, die 
Stelle übersetzen? ,Von diesem Dienste her* (so lautet seine Uebertragung) 
.gemessen die Dekeleer in Sparta Freiheit von Steuern und Ehrensitz bei 
den Spielen noch bis auf diesen Tag, dergestalt, dass selbst noch in dem 
Kriege . . . die Lakedämonier . . . allein Dekeleas verschonten.* Eine Frei 
heit der Anknüpfung also, die der deutsche Uebersetzer sich unbedenklich 
gestattet, sollte dem Autor verwehrt sein, der griechisch schrieb, d. h. 
in einer Sprache, die von aller pedantischen Wortgerechtigkeit freier ist als 
vielleicht jede andere!! Herr Stein bemerkt freilich noch: ,Wäre, wie ver- 
muthet worden, dieser Abschnitt der Erzählung erst zur Zeit des Krieges ge 
schrieben, so wäre die ganze Aufzählung der Ehrenrechte, die doch nur im 
Frieden galten, recht seltsam.* Was soll man, da es nicht als höflich gilt, ein 
gegnerisches Argument zu ignoriren, darauf erwidern? Doch wohl nur, dass 
der Ausbruch eines Krieges nicht jede Erinnerung an die vorhergegangene
	        
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