Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 103. Band, (Jahrgang 1883)

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Weih rieh. 
Biographen eine Andeutung über die Art und den Umfang der 
Unvollkommenheiten dieser Schrift vermisst, so dass man in 
dieser Frage ausschliesslich auf den überlieferten Zustand und 
Inhalt der Schrift selbst angewiesen ist. Die Arbeit muss aber 
zu einem solchen Abschluss gediehen sein, dass sie verölfentlicht 
und von Possidius in dem Verzeichnisse der Schriften noch 
aufgeführt zu werden verdiente. Um die Wende des fünften 
und sechsten Jahrhunderts erfreute sich das Werk der beson 
deren Anerkennung von Seiten des gelehrten Staatsmannes 
Cassiodorus Senator, der es als eine Art Moralphilosophie 
bezeichnete und der aufmerksamen Lectüre nachdrücklich 
empfahl. 1 
Diese beiden Zeugnisse über die Entstehung und Ver 
breitung der Schrift stimmen in der Angabe des Inhalts, den 
sie bot, und in der Bezeichnung des Zweckes, dem sie diente, 
vollkommen überein; es ist aber ein Moment von nicht un 
erheblicher Bedeutung, wenn Possidius noch die äussere Eigen 
schaft hervorhebt, dass sie eine praefatio besessen habe, und 
die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass auf Composition 
und Formgebung Cassiodorus hindeuten will, wenn er sie einen 
Über quasi pkilosophiae moralis nennt. 
2. Das überlieferte handschriftliche Material bietet uns 
zwei Werke, welche Stoff und Zweck im Allgemeinen mitein 
ander gemein haben, aber durch die Auswahl der Bibelstellen 
und den Wortlaut des Textes, durch Anlage und Gliederung 
codicem fecit, ut qui uellet legeret atque in eo uel quam oboediens Deo in- 
oboediensue esset agnosceret, et hoc opus uoluit speculum appellari. Der 
durch quique angedeutete Zusammenhang zwischen beiden Sätzen ist 
ein solcher, dass der zweite nur ein specielles Beispiel von dem anführt, 
was im ersten allgemein durch imperfecta quaedam suorum librovum be 
zeichnet ist: ,und so hat er auch — — Sittengesetze ausgezogen 4 . In 
uoluit liegt nicht die Bedeutung der blossen Absicht, sondern das Ver 
bum hat den in der amtlichen Sprache des römischen Curialstiles ge 
läufigen Sinn von bestimmen, festsetzen, so dass appellari uoluit so viel 
heisst als inscripsit. 
1 Cassiodorus de instit. diu. script. c. 16: Liber eiusdem Augustini quasi 
pkilosophiae moralis, quem pro moribus instituendis atque corrigendis 
ex diuina auctoritate collegit speculumque nominauit, magna intentione 
legendus est.
	        
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