Weih rieb. Das Specnlnm des h. Augustinus u. seine handschr. Ueberlieferung. 33
Das Speculum des 1). Augustinus und seine
handschriftliche Ueberlieferung.
Von
Prof. Dr. F. Weihrich.
I.
beschäftigte sich in den letzten Jahren
seines Lehens mit der Abfassung des Speculums und hinterliess
die Schrift in unvollendetem Zustande. In der kritischen
Revue, welche er um 426—427 über die bis dahin veröffent
lichten Werke schrieb, ist das Speculum nicht angeführt, aber
der Bischof Possidius von Calama, der innige Freund und
Biograph des grossen Mannes, erwähnt in der Vita nach Be
sprechung jenes Werkes de recensione librorum und unmittelbar
vor dem Berichte über die kriegerischen Ereignisse des Jahres
428 die genannte Schrift als das bemerkenswertheste der
jenigen Werke, die in Folge von des Verfassers vorzeitigem
Ableben nicht mehr vollendet wurden. Possidius bemerkt dabei,
Augustinus habe als ein Mann, der bemüht war, Allen in jeder
Beziehung zu nützen, seine schriftstellerische Tlnitigkeit auch
darauf ausgedehnt, dass er zu dem Zwecke, den Leser zu sitt
licher Selbsterkenntniss zu führen, aus dem Alten und Neuen
Testamente Sittengesetze auszog und zu einem Buche vereinigte,
eine Vorrede voranschickte und die Bezeichnung ,Speculum 1
als Titel bestimmte. 1 Es wird zwar in dieser Bemerkung des
1 Possidius de vita S.'Augustini c. 28: Imperfecta etiam quaedara suo-
rum librorum praeuentus morte dereliquit. Quique prodesse ovnnibus
volenSy et ualentibus multa librorum legere et non ualentibus, ex utroque
diuino testamento, uetere et nouo, praemissa praefatione praecepta
diuina seu uetila ad uitae regulam pertinentia excerpsit atque ex his unum
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. CTTT. Bd. I. Hft. 3