Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 4. Band, (Jahrgang 1850)

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Die hier mitzutheilenden Resultate haben durchaus nicht den 
Zweck nachzuweisen, welche Erscheinungen den Pflanzenschlaf be 
gleiten, oder zu erklären, wie diese Function des Pflanzenlebens 
vermittelt wird; wenn ich gleich nicht einsehe, oh man nicht mit 
mehr Recht das periodische Oeffnen und Schliessen der Blumen 
als Symptome des Pflanzenschlafes ansehen könnte, als die wech 
selseitige Annäherung oder Entfernung der gegenständigen Blätter 
einer Pflanze, oder das Zusammenfällen der Blättchen und andere 
verwandte sich auf die Blattstellung beziehenden Erscheinungen: 
so wie man bei Menschen und Thiercn eher das Schliessen der 
Augen, als das Senken der Hände und das Ruhen der Fösse als 
Zeichen des Schlafes ansehen wird. Höchstens könnte zu Gunsten 
der gegenteiligen Ansicht angeführt werden, dass die Pflanze im 
mer Blätter und nur eine kurze Zeit hindurch Blumen trägt und 
sich demnach die Beobachtungen über die geänderte Blattstellung 
viel eher zu einer allgemeinen Untersuchung über den Pflanzen 
schlaf eignen würden, als jene über die Blumenphasen, zumal die 
letztem nur an regelmässig geformten Blumen bemerkt werden 
können. 
Dagegen lässt sich wieder einwenden, dass die mit dem Pflan 
zenschlaf verbundene Aenderung der Blattstellung nicht nur bei 
verschiedenen Pflanzenarten, sondern selbst bei verschiedenen In 
dividuen und selbst verschiedenen Blättern derselben Pflanzenart, 
so mannigfaltig ist, dass die über verschiedene Pflanzenarten an- 
gestellten Beobachtungen nicht leicht unter sich vergleichbar wer 
den dürften, weil sie kein Gegenstand einer Messung nach einer 
bestimmten Skale sein können; während die Blumenphase als der 
Bogen eines Winkels angesehen werden kann, der sich in jedem 
Falle annäherungsweise schätzen lässt. 
Eben so wenig kann man dem Oeffnen und Schliessen der 
Blumen die Periodicität desslialb absprechen, weil solche Blumen 
bei vielen Pflanzenarten nicht länger als einen Tag dauern, da sich 
die abgeblühten Blumen durch neue ersetzen, welche denselben 
Phasenwcchscl zeigen, und überdiess bei einer beträchtlichen 
Anzahl Arten die einzelnen Blumen sich mehrere Tage hindurch 
in demselben täglich wiederkehrenden Phasenwechsel erhalten. 
Noch könnte ich geltend machen, die ungleich wichtigere Bestim 
mung der Elüthen vor den Blättern im Organismus der Pflanze, 
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