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SITZUNG VOM 15. APRIL 1858.
Ein gesendete Abhandlung.
Die Gaumenfalten und Nebenzungen der Chiroptern.
Von Prof. Dr. Friedrich Rolenati.
(Vorg-elegt in der Sitzung vom 11. März durch Herrn Regierungsrath Hy rtl.)
Die an mich vom Herrn Regierungsrath Professor Dr. Hyrtl im
Jahre 1855 erlassenehöchst anregende Aufforderung, das Verhalten der
Vorderarmknochen bei Embryonen der Chiroptern zu untersuchen, war
die Veranlassung, warum ich alle mir zu Gebote stehenden Fleisch
exemplare dieser Säugethiere einer genaueren Forschung unterwarf
und zu Resultaten gelangt hin, welche die an mich gestellte Frage
nicht allein zur Entscheidung brachten, sondern auch eine nicht
geringe Tragweite in der Restimmung der Arten einschliessen.
Der Vorderarm aller Chiroptern ist, wie bekannt, von so auf
fallender Länge im Verhältniss zur Körpergrösse, dass sie sich als
fliegende Säugethiere ebenso vom allgemeinen Säugethiertypus durch
die Verlängerung der vorderen Gliedmassen, wie die Pinnaten als ent
schiedene Wasserbewohner durch Verkürzung und Verkümmerung
derselben, zu entfernen anfangen.
Der Vorderarm ist bei den Gymnorhinen nur aus der wenig
gebogenen Speiche und einem rudimentären, stets mit der Speiche
verwachsenen Olecranon, welches in Gestalt eines feinen Knochen-
fädchens einen frei und parallel mit dem Radius auslaufenden kurzen
Fortsatz abgiht, gebildet; bei den Phy 11 orhinen ist die Speiche
stärker gebogen und noch eine sehr schwache, bis auf ein Viertheil
verkümmerte Ulna mit dem oben freien und ausgebildeten Olecranon
vorhanden. So verhält es sich auch bei den ausgebildeten Embryonen
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