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suprasternalia, wenn sie als Rudimente von Halsrippen betrachtet
werden, den Ansatzpunkt für den Musculus sterno-clavicularis ebenso
darstellen könnten, wie der Knorpel der ersten Brustrippe die Inser
tionsstelle des Musculus subclavius bildet.
Ich habe seit der Bekanntmachung dieses Muskels, seinem Vor
kommen fleissig nachgeforscht, und an 83 Leichen von Erwachsenen
und Kindern beiderlei Geschlechts über die Art seines Auftretens
Notizen gesammelt. Sechsmal fand ich ihn. Darunter viermal in der
von Luschka angegebenen Form, und zwar dreimal beiderseitig an
Leichen von Männern der arbeitenden Classe, — einmal linkseitig
an der Leiche einer Wöchnerin. Bei einem Falle von beiderseitigem
Vorkommen des Muskels waren schön entwickelte Ossa supraster-
nalia vorhanden, welche aber mit der Sehne des Musculus sterno-
clavicularis in keiner Verbindung standen. Zweimal dagegen begeg
nete ich ganz eigenthümlichen Verhältnissen, welche ich nicht anders,
denn als Varianten des Musculus sterno-clavicularis auffassen kann,
und welche dadurch besonders interessant werden, dass eine aus der
anderen sich ableiten lässt, und eine, wenn auch kurze Reihe von
Übergangsformen sich ergibt, deren Endglied einen hei einem ^
Säugethiere aus der Ordnung der Inscctivora constant vorkom
menden Muskel wiederholt.
Die erste Variante (Fig. 1) fand sich an der Leiche eines ohn-
gefähr 30jährigen Mannes, welcher, wie der Kalk unter seinen lan
gen Nägeln zeigte, Maurer gewesen sein mag. Die Ursprünge beider
grossen Brustmuskeln am Manubrium Storni standen ungewöhnlich
weit aus einander, und die zwischen ihnen frei bleibende Stelle des
Knochens diente einem tendinösen Streifen zum Ursprünge, welcher
über der Fuge zwischen Handhabe und Körper des Brustbeins aus
der Fascia der Handhabe hervorging, und in der Breite von zwei
Linien zwischen den Sternalursprüngen beider Kopfnicker, bis zur
Incisura jugularis sterni aufstieg. Hier theilte er sich in zwei diver-
girende Schenkel, welche alsbald fleischig wurden, und in fast trans
versaler Richtung nach rechts und links ablenkend, das Sterno-
Claviculargelenk übersetzten, um hinter dem Schlüsselbeinkopf des ^
Kopfnickers an der oberen Firste der Eoctremitas sternalis des
Schlüsselbeins zu endigen. Die beiden divergenten Muskelbündel
waren rundlich strangförmig, ohngefähr zwei Linien dick, und
mit der Kapsel des Brustbein - Schlüsselbeingelenks nur in loser
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