Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 29. Band, (Jahrgang 1858)

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H v r 11. 
suprasternalia, wenn sie als Rudimente von Halsrippen betrachtet 
werden, den Ansatzpunkt für den Musculus sterno-clavicularis ebenso 
darstellen könnten, wie der Knorpel der ersten Brustrippe die Inser 
tionsstelle des Musculus subclavius bildet. 
Ich habe seit der Bekanntmachung dieses Muskels, seinem Vor 
kommen fleissig nachgeforscht, und an 83 Leichen von Erwachsenen 
und Kindern beiderlei Geschlechts über die Art seines Auftretens 
Notizen gesammelt. Sechsmal fand ich ihn. Darunter viermal in der 
von Luschka angegebenen Form, und zwar dreimal beiderseitig an 
Leichen von Männern der arbeitenden Classe, — einmal linkseitig 
an der Leiche einer Wöchnerin. Bei einem Falle von beiderseitigem 
Vorkommen des Muskels waren schön entwickelte Ossa supraster- 
nalia vorhanden, welche aber mit der Sehne des Musculus sterno- 
clavicularis in keiner Verbindung standen. Zweimal dagegen begeg 
nete ich ganz eigenthümlichen Verhältnissen, welche ich nicht anders, 
denn als Varianten des Musculus sterno-clavicularis auffassen kann, 
und welche dadurch besonders interessant werden, dass eine aus der 
anderen sich ableiten lässt, und eine, wenn auch kurze Reihe von 
Übergangsformen sich ergibt, deren Endglied einen hei einem ^ 
Säugethiere aus der Ordnung der Inscctivora constant vorkom 
menden Muskel wiederholt. 
Die erste Variante (Fig. 1) fand sich an der Leiche eines ohn- 
gefähr 30jährigen Mannes, welcher, wie der Kalk unter seinen lan 
gen Nägeln zeigte, Maurer gewesen sein mag. Die Ursprünge beider 
grossen Brustmuskeln am Manubrium Storni standen ungewöhnlich 
weit aus einander, und die zwischen ihnen frei bleibende Stelle des 
Knochens diente einem tendinösen Streifen zum Ursprünge, welcher 
über der Fuge zwischen Handhabe und Körper des Brustbeins aus 
der Fascia der Handhabe hervorging, und in der Breite von zwei 
Linien zwischen den Sternalursprüngen beider Kopfnicker, bis zur 
Incisura jugularis sterni aufstieg. Hier theilte er sich in zwei diver- 
girende Schenkel, welche alsbald fleischig wurden, und in fast trans 
versaler Richtung nach rechts und links ablenkend, das Sterno- 
Claviculargelenk übersetzten, um hinter dem Schlüsselbeinkopf des ^ 
Kopfnickers an der oberen Firste der Eoctremitas sternalis des 
Schlüsselbeins zu endigen. Die beiden divergenten Muskelbündel 
waren rundlich strangförmig, ohngefähr zwei Linien dick, und 
mit der Kapsel des Brustbein - Schlüsselbeingelenks nur in loser 
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