Zwei Varianten des Musculus sterno-clavicularis.
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Zwei Varianten des Musculus sterno-clavicularis.
Von dem w. M. Herrn Regierungsrathe Prof. Hyrtl.
(Mit 1 Tafel.)
Herr Professor Luschka in Tübingen entdeckte im Jahre 1856
einen kleinen unconstanten Muskel am Brustbein - Schlüsselbein
gelenk, welchen er inMüller’s Archiv, 1856, pag. 282 — 285
beschrieb, und auf Taf. X abbiidete. Er liegt auf dem oberen Winkel
des Sternalendes des Schlüsselbeins, bezieht seine Ursprungsbündel
von der vorderen, besonders aber von der hinteren Gegend dieses
Knochens, und lässt sie nach Art der gefiederten Muskeln von zwei
Seiten her an eine den oberen Rand des Muskels einnehmende Sehne
treten, welche rasch eine Breite von 2 I / Jä Millimeter gewinnt, und in
einer seichten Rinne des Sternalendes des Schlüsselbeins, über das
Sterno-Claviculargelenk hinweg, zur vorderen Fläche der Brustbeins
handhabe gelangt, wo sie sich mit divergirenden Faserbündeln vor
dem Ligamentum interclaviculare inserirt. Luschka nannte den
Muskel: Musculus sterno-clavicularis. Seine Länge übertrifft die
hallte Länge des Schlüsselbeins; — seine Gestalt ist im Ganzen
spindelförmig. Der Muskel ist keine Varietät irgend eines anderen,
an der genannten Gegend vorkommenden Muskels, oder ein isolirter
und selbstständig gewordener Bestandtheil eines solchen. Seine
Richtung als Ganzes, und die Faserungsrichtung seines Fleisches,
lassen ihn nicht als abgelösten Theil eines anderen Muskels der
Regio sterno-clavicularis ansehen, sondern sichern ihm die Bedeu
tung eines selbstständigen Bewegungsorgans. Sein Vorkommen ist
nur morphologisch interessant, da seine Stärke viel zu gering ist, um
auf das durch das Gesammtgewicht der Schulter und der oberen Ex
tremität belastete Schlüsselbein eine bewegende Einwirkung äussern
zu können. Würde sich die Endsehne dieses Muskels an etwa vor
handene Ossa suprasternalia inseriren, so wäre eine Analogie des
Musculus sterno-clavicularis mit demSubclavius nicht zu verkennen,
indem beide ihren Ursprung am Schlüsselbeine haben , und die Ossa