Kolenati. Zwei neue österreichische Poduriden.
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Zwei neue österreichische Poduriden.
Von Prof. Dr. Kolenati.
(Mit 1 Tafel.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 4. Februar 18d8 von Herrn Director Kollar.)
Bei dem Besuche der mährischen Höhlen in den Jahren 1850
und 1851 fand ich in der Slouper Höhle, nahe beim Abgrunde, an
feuchten mit Travertin überzogenen Wänden und an der Oberfläche
des krystallklaren sehr schmackhaften Wassers eines Tropfbrunnens,
so wie unter faulendem Holz eine silberweisse Poduride, welche ich
theils im Weingeist, theils später in Canadabalsam für die mikro
skopische Untersuchung aufbewahrte. ImMonateAugustdesJahresl857
erhielt ich vom Herrn Blasius Hanf, Pfarrer zu Mariahof in Ober-
Steiermark, eine Sendung von mehr als 4000 Exemplaren einer rothen
Poduride, welche am rothen Schnee, wie sich der Herr Einsender
im Briefe ausgedrückt, massenweise vorgekommen ist. Oh diese
Poduride allein zur Färbung des Schnees an der Hochalpe bei
getragen, oder ob auch Protococcus als Unterlage diente, konnte
nicht ermittelt werden; ich fand aber zwischen den gewiss zusam
mengekehrten und nicht einzeln aufgeklaubten Poduriden keine Spur
irgend einer anderen Substanz, sondern nur drei Exemplare einer
Poduride von schwärzlicher Färbung, der Gattung Achorutes Tem
pi eton angehörend. Es scheint somit der Wahrheit näher zu
liegen, dass diese Poduriden sich an der Schneefläche von den
benachbarten Moosflächen oder Baumrinden ansammelten. Nun fand
ich mich veranlasst, vor der Versendung dieser Poduride an einige
namhafte Naturaliencabinete, als Wien, Berlin, Kopenhagen, St. Peters
burg, Moskau, die Bestimmung derselben und auch der Art aus der
mährischen Höhle vorzunehmen. Im k. k. Hof-Naturalien cabin ete
zu Wien erlangte ich durch die Güte des Herrn Directors Vincenz
Kollar die Überzeugung, dass dieselbe Art der rothen Poduride
sich daselbst, vom Herrn Apotheker Hölzel aus Mariazell einge-