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Der Datolith von Baveno.
Der Datolith von Baveno.
Von dem w. M. W. Haidinger.
Ein junger, kenntnissreicher Mineraloge, Herr Quintino Sella,
Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften in Turin,
schreibt mir von einem Datolithkrystalle von Baveno, von ungewöhn
licher Grösse: 4 1 / ii , 3 3 / 4 und 1 % Zoll (0”‘,12, 0”‘,10, 0”‘,04) in
den drei Dimensionen, und fragt, ob nicht das von Herrn Dr. Kenn
gott als ein „neues Mineral von Baveno“ in seinen Beiträgen für
18S3, Seite 138, beschriebene Krystallbruchstück, auch nichts
anderes als Datolith sei, ungeachtet in einer auf die Autorität
unseres Karl von Hauer gegebenen Analyse zwar die Bestand-
theile Kieselerde, Kalkerde und Wasser vollkommen stimmen, aber
vielleicht durch eine Verwechslung anstatt der Boraxsäure Phosphor
säure, Thonerde und Natron als Bestandteile aufgeführt sind. Er
hatte ein Bruchstück Herrn Dr. Kenngott in Zürich vorgewiesen,
der die grösste Übereinstimmung anerkannte.
Ich kann nun mit voller Sicherheit auch über das fragliche im
k.k. Hof-Mineralien-Cabinete aufbewahrte Bruchstück Auskunft geben,
nachdem ich von meinem hochverehrten Freunde Herrn Direetor
und Bitter Dr. M. Hörnes es mir zu dem Behufe einer neuen Ver
gleichung erbeten.
Wohl hatte ich es früher schon einmal in meiner Hand, die
Bestimmung vollständig durchzuführen, aber ich hatte dies zu thun
versäumt. Eigentlich waren es zwei Stücke, ein grösseres und ein
kleineres. Unser verewigter College Partsch hatte sie zum Ge
schenk von Herrn De Filippi erhalten, als Apatit, mit dem proble
matischen Fundort Baveno. Ich bestimmte damals das eigenthüm-
liche Gewicht der beiden Stückchen 2-979 und 2-9SS — was frei
lich für Apatit etwas zu klein war, aber doch gab ich dem Ganzen
zu wenig Aufmerksamkeit. Wäre unser verewigter Mohs wieder
aufgestanden, und hätte gesagt: „Nehmt meine Charakteristik von
1820 und bestimmt nach meiner Methode,“ wir wären genau auf den