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Schaefer.
Sonstige Symptome, die icli an ihr beobachtete, waren: einge
fallene Augen, Zittern der Extremitäten, nebstbei klagte sie über sehr
viel Durst, über ein brennendes Gefühl im Halse, über Übelkeit, nach
träglich wurde blutig gestriemter Schleim erbrochen, die Magen
gegend war aufgetrieben, jedes Berühren daselbst verursachte ihr
viel Schmerz. Der Puls hatte 132 Schläge in der Minute. Später
stellten sich Schmerzen in den Waden ein.
Ich begünstigte für den Augenblick das Erbrechen durch Ein
geben einiger Tassen lauwarmen Wassers und schritt dann gleich
zur Anwendung des Eisenoxyd-Hydrates, welches ich ihr zu drei
Unzen in einem Zeiträume von einer Stunde, anfangs von je fünf zu
fünf Minuten einen Esslöffel voll, später in grösseren Intervallen gab.
Die erste Dosis wurde erbrochen, die andern blieben. Nachdem
ich mit meiner Aufgabe am Krankenzimmer für den Augenblick fertig
war, schritt ich zur Untersuchung des Erbrochenen. Ich bediente mich
hierzu der Schneider'schen Methode zur Auffindung des Arsens,
die ich auch später bei meinen Untersuchungen mit Vortheil anwandte,
so oft ich im Voraus wusste, dass ich es mit Arsen zu thun habe.
Die erbrochenen Massen, die mit Kochsalz und Schwefelsäure
durch eine halbe Stunde erhitzt wurden, lieferten sowohl im Vorlage
ballon, sowie in dem vorgelegten Fläschchen, welches Wasser ent
hielt, ein Destillat, welches, im Marshi’schen Apparate untersucht,
ganz deutliche Arsenspiegel gab, über welche ich bei gelinderWärme
Schwefelwasserstoff-Gas leitete, wodurch sie gelb wurden; in Chlor
wasserstoff-Dämpfen verflüchtigten sie sich nicht, während Ammoniak
flüssigkeit sie auflöste. Dieser Methode bediente ich mich zur Con-
statirung jedes Arsenspiegels bei meinen Versuchen. Bei kleineren
Spiegeln verliess ich mich auf den Knoblauchgeruch, den sie beim
Verjagen im Wasserstoffstrome gaben.
Nach ungefähr zwei Stunden zur Patientin zurückgekehrt, fand
ich keine Verschlimmerung.
Weil noch kein Urin gelassen wurde (es war 4(4 Stunden nach
Einnahme des Giftes), so nahm ich Urin mit dem Katheter, unter
suchte denselben in einem andern Marshi’schen Apparate, indem
ich mich, um das Aufschäumen zu verhindern , einer zollhohen
Schichte von Olivenöl bediente, das ich in die Gasentbindungs-Flasche
gleich beim Beginne der Wasserstoff-Entwicklung hineingoss.
Ich bekam von hundert C.Cm. Urin einen deutlichen Arsenspiegel.