Darstellung von Dolomit.
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sich Andere bemüht, eine bessere Erklärung zu finden ; sie gingen
aber dabei immer von der einmal vorgefassten Meinung einer plutoni-
schen Ursache aus, und gelangten zu keinem Resultat. — Wie fest
die durch Selbstanschauung gewonnene, klare Überzeugung von dem
metamorphiscben Charakter des Dolomites, bei der gänzlichen Unmög
lichkeit sich durch bekannte Ursachen von seiner Entstehungsweise
Rechenschaft zu geben, wurzelte, beweist der Umstand, dass sogar
die Vermuthung ausgesprochen wurde, es möchten Talkerde und
Kalkerde isomere Formen desselben Körpers sein, und daher der
Kalkstein durch einen innern Urnwandlungsprocess zu Dolomit wer
den können. Dies gibt wohl den besten Begriff von dem verzweifel
ten Zustande, in welchem Haidinger die Frage fand, als er sie auf
fasste, und durch eine Reihe von scharfen Beobachtungen und wohl
verketteten Inductionen zum Schlüsse kam, dass es eine wässerige
Lösung von Bittersalz sei, welche bei gleichzeitiger Ausscheidung
von Gyps den Kalkstein zu Dolomit umgewandelt habe, und zwar bei
erhöhter Temperatur, da unter den gewöhnlichen Umständen gerade
umgekehrt eine Gypslösung den Dolomit zu Kalkstein umwandelt und
Bittersalz ausscheidet. Der darauf hin eingeleitete Versuch erwahrte
vollkommen die vorausgesetzte chemische Reaction; Beobachtungen
ganz anderer Art, aus dem Gebiete der Mineralogie und Geologie,
bringen täglich neue Bestätigungen der lichtvollen Theorie, und kaum
ist sie ruchbar geworden, als sich schon aus dem fernen Auslande
Stimmen des freudigen Beifalls hören lassen. So schreibt Fournet,
einer der achtbarsten französischen Geologen, der sich ganz beson
ders mit dem Metamorphismus beschäftigt, und so eben erst ein
eigenes Werk über Dolomit herausgegeben hat: Vons devez dejä
voir ä la moniere dont on exploite votre theorie que Von est bien
aise d'avoir votre point d'appui pour pouvoir rctourner la que-
stion et se tirer d'un mauvais pas, ou Von s’etait temerairement
engage. llparait que Mr. Elie de B e aumont renonce aux cra-
teres de soulevement avec vapeurs magnesicnncs pour adopter
Vaction aqueuse. La revolution ne saurait etre plus complete!"
Aber so schön diese Resultate auch sind, so ist doch die Auf
gabe nur zur Hälfte gelöst; indem bloss die chemische Reaction nach
gewiesen wurde, und noch immer das Erforderniss übrig bleibt, den
leibhaftigen Dolomit, wie ihn die Natur gemacht hat, in einer festen
Masse mit erkennbaren Rhomboedern aus Kalkstein, darzustellen.