Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

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B aum g a rtu er. Wirkung der Luftelektricität 
vollkommen astatischen Zustand bestimmt wird, sondern fast immer 
weicht sie von diesem stets mehr oder weniger ab, zum Beweise, 
dass sie von einem elektrischen Strome afficirt werde. 
2. Die beobachteten Abänderungen sind von zweifacher Art, 
grössere, die selbst SO 0 erreichen, und kleinere von yj, 0 —8°. Erstere 
treten seltener ein, und wechseln an Richtung und Stärke so, dass 
sich daran kein Gesetz wahrnehmen lässt, während letztere an ein 
einfaches Gesetz gebunden zu sein scheinen. So weit die Beobach 
tungen in Wien und Gratz bis jetzt reichen, scheint angedeutet zu 
sein, dass der elektrische Strom bei Tage von Wien und Gratz nach 
dem höher gelegenen Semmering binziebe, während bei Nachtzeit 
seine Richtung umgekehrt ist. Der Wechsel der Stromrichtung scheint 
nach Sonnenauf- und Untergang einzutreten. 
3. Bei trockener Luft und heiterem Himmel wird der regel 
mässige Strom durch andere unregelmässige weniger gestört, als bei 
kühlerer Zeit und bei regnerischem Wetter. 
4. Der bemerkte elektrische Strom ist in der Regel stärker, 
wenn die Leitung in einer geringeren Entfernung vom Beobach 
tungsorte geschlossen wird, als wenn dieser Schluss in einer grossen 
Entfernung erfolgt, ja oft ist der Strom in der langen Kette dem in 
der kurzen gar entgegengesetzt. Da wo ein Unterschied in der 
Stromstärke stattfindet, ist derselbe weit grösser, als dass er von 
dem im längeren Leiter grösseren Leitungswiderstande bergeleitet 
werden könnte. 
Bei bewölktem Himmel, besonders beim Beginn eines Strich 
regens oder gar, wenn ein Gewitter am Himmel steht, zeigen sich oft 
elektrische Ströme im telegraphischen Leitungsdrathe, die stark genug 
sind, um die keineswegs besonders empfindlichen telegraphischen 
Indicatoren zu afficiren. Mehrmal fängt die Magnetnadel zu spielen an, 
und man glaubt eine Aufforderung von irgend einer auswärtigen Station 
her zur Bereitschaft für eine bevorstehende Correspondenz erwarten 
zu müssen; allein die Zeichen haben keine Bedeutung, wechseln unregel 
mässig und erfolgen meistens nur nach einer Richtung bin, und nicht 
selten stellt sich die Nadel eine gute Weile hindurch in die Lage 
der grössten Abweichung. Durch solche Einwirkungen wird oft der 
Magnetismus der Nadel zerstört, und deren Polarität umgekehrt, so 
dass man sie auswechseln und neu magnetisiren muss, um sie wieder 
diensttauglich zu machen. Auf der südlichen Linie, wo die elektri-
	        
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