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R o c h 1 e d e r.
Die Kaffeegerbsäure steht zu der Viridinsäure in demselben
Verhältnisse, wie die salicylige zur Salicylsäure, u. s. f.; sie kann
daher auch Viridinige Säure genannt werden. Ihre Fähigkeit mit
Kali und Natron sich sogleich braun zu färben unter Verbreitung
eines eigenthümlichen Geruches, die Silbersalze zu metallischem
Silber zu redueiren, Sauerstoff mit Begierde aus der Luft anzuziehen,
machen die Kaffeegerbsäure zum Aldehyd der Viridinsäure.
Die Kaffeegerbsäure und das Catechin können als zwei Oxyda
tions-Stufen desselben Radicals betrachtet werden.
C 14 H t 0 6 -(- aq = Catechin.
C 14 H 6 0 5 -|- 2 aq — Kaffeegerbsäure.
II. Über die Säure der Blätter von Hex paraguayensis.
Die Blätter dieser Pflanze werden unter dem Namen von Paraguay-
thee in derselben Art in Südamerika verwendet, wie in Europa und
vielen Gegenden Asiens der Tliee. Stenhouse hat gefunden, dass
die krystallisirbare Substanz, die in dieser Pflanze vorkommt, in ihrer
Zusammensetzung und ihren Eigenschaften von dem Caffei'n nicht
abweiclit, dass sie damit identisch ist. —
Um die Säure kennen zu lernen, welche das Caffei'n im Paraguay-
tliee begleitet, und das Material zu seiner Bildung ahgiht, habe ich
eine kleine Menge Paraguaythee, die ich der Güte des Herrn Medi-
cinalrathes Merk in Darmstadt verdanke, auf folgende Art behandelt:
Der Thee wurde zerrieben, und in einem verscbliessbaren
Gefässe mit 40gradigem Weingeist ausgezogen, der nach einigen
Stunden durch eine neue Menge ersetzt wurde, so lange diese noch
eine gelbe Farbe annahm. Die gelbe Lösung wurde durch eine
alkoholische Bleizucker-Lösung so lange gefällt, als der Nieder
schlag eine nicht ganz rein gelbe Färbung zeigte. Dieser zuerst
enstandene Niederschlag wurde abfiltrirt; er trocknet zu einer
dunkelgrünbraunen Masse ein. Die abliltrirte gelbe Lösung wurde
mit alkoholischer Bleizuckerlösung vollständig gefällt, der schön
eigelbe Niederschlag mit Weingeist auf dem Filter ausgewaschen,
und mit Weingeist angerührt, durch Schwefelwasserstoff zersetzt.
Nach Vertreibung des überschüssigen Schwefelwasserstoffes wurde
die Flüssigkeit in eine grosse Menge einer Lösung von Bleizucker