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Haidinger. Die Galmei-
als der Kern. In den Höhlungen, auf den Schalenllächen erscheint
schon hin und wieder bergmilchartiges Kalkmehl, endlich aber zu
äusserst ist der ganze Tropfstein von einer Rinde von solchem
Kalkmehle umgehen, deren Dicke einen halben bis einen ganzen
Zoll beträgt. In den äusseren Lagen tritt schon eine faserige
Structur, senkrecht gegen die Oberfläche deutlich hervor, die
krystallinischen Schalen bestehen aus dünnstänglichen Zusammen
setzungs-Stücken.
An einem andern vorliegenden Stücke, einem Theile einer
Rinde, die von einem noch dickeren Tropfsteine von etwa acht
Zoll Durchmesser herahgebrochen wurde, zeigt sich sehr deutlich
die faserige Structur in den weichen, nahe gegen die Ober
fläche zu liegenden Theile, die noch beinahe die Consistenz des
ursprünglich abgelagerten Meliles bewahren. Die Räume, in welchen
diese faserige Structur vorkommt, sind jedoch wieder von einer
festeren Rindenlage überzogen.
Um sich nun einigermassen Rechenschaft von dem Vorgänge
bei der Bildung solcher Gestalten zu geben, bleiben nur drei Vor
aussetzungen zur Auswahl. Mau erklärt die festeren und die locke
rem Theile als ursprünglich aus unbekannten Ursachen so neben
und über einander liegend, gebildet, wie sie uns jetzt erschienen,
das heisst man verzichtet auf jede eigentliche Erklärung, oder
man muss zugeben, dass die nun weicheren faserigen Massen einst
fester waren, und durch Zerstörung in den gegenwärtigen Zu
stand getreten sind, oder endlich, man wird als unumstössliche
Wahrheit folgende Reihe der Zustände anerkennen:
1. Mehlartiger Absatz aus kalkhaltigen, kohlensauern Wassern;
2. Anordnung der kleinsten Theilchen in Fasern, wobei sie
jedoch noch ihre Weichheit beibehalten;
3. Festeres Aneinanderschliessen durch Krystallisation, wobei die
faserige Structur die Lage der rhomboedrischen Krystall-Axen
bezeichnet.
Was kann aber eine solche Folge von Zuständen vermitteln?
Nichts anderes als die überall in den Gesteinen vorhandene Ge-
birgsfeuehtigkeit, hier insbesondere das fortdauernd zuströ
mende kolilensäurehältige Wasser, welches nicht nur das erste
Material herbeiführt, und als mehlartigen Absatz zurücklässt,
sondern das auch immerfort denselben feucht hält, und den