Orth. Über die chinesischen Gelbschoten.
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SITZUNG VOM 27. JULI 1854.
Eiugcscndcte Abhandlungen.
Uber die chinesischen Gelbschoten.
Von M. r. Ortli.
Unter dem Namen chinesischer Gelbschoten oder Wongski
kommen Früchte einer unbekannten Pflanze aus China nach Europa.
Diese Früchte sollen von einer Gentiana abstammen. Einige behaup
ten, dass es Früchte einer Gardenia, Andere Früchte einer Scitaminee
seien. Auch wurden zwei Untersuchungen dieser Früchte publicirt.
Herr Prof. Rochleder erhielt vom Herrn Apotheker Dittrieh
solche Gelbschoten und ich übernahm über Aufforderung des Ersteren
deren Untersuchung in seinem Laboratorium.
Die Früchte wurden zerstossen und so lange mit erneuten
Mengen Weingeist von 40° ausgekocht, als derselbe dabei merklich
gelb gefärbt wurde. Diese vereinigten weingeistigen Auszüge
wurden in einer Retorte im Wasserbade in einer Atmosphäre von
Kohlensäure concentrirt. Reim Erkalten, mehr noch auf Zusatz von
Wasser scheidet sich eine kleine Menge flüssigen Fettes ab, welches
durch ein nasses Filter von der Flüssigkeit getrennt wurde. Die so
gereinigte, schön rothgelbe Lösung wurde mit Bleizuckerlösung ver
mischt, wodurch ein gelber Niederschlag entsteht. Dieser Nieder
schlag wurde durch Schwefelwasserstoff unter Wasser zersetzt und
die Flüssigkeit vom Schwefelblei abflltrirt. Das Sclnvefelblei hält den
Farbestoff grösstentheils zurück, und wird zur Gewinnung desselben
aufbewahrt. Die vom Schwefelblei abfiltrirte Flüssigkeit wird aber
mals mit Bleizucker gefällt und der entstandene Niederschlag durch
Schwefelwasserstoff zersetzt. Die neue Menge Schwefelblei hält den
letzten Rest des Farbestoffes zurück, in der Flüssigkeit ist die eisen
grünende Gerbsäure enthalten. Durch Eindampfen ihrer blassgelblich
gefärbten, wässerigen Lösung in einer Atmosphäre von Kohlensäure