1088
Lieben.
den Röhren am Kölbchen in dieselbe getaucht und an der anderen
Röhre gesaugt. Auf diese Weise wurde also hei Abhaltung des Luft-
(somit auch des Staub-)Zutrittes eine gesättigte (lO)-Lösung von
derselben Temperatur in das Kölbchen gebracht und es konnte ihre
Wirkung beobachtet werden. Die Krystalle (7) verschwanden allmäh
lich und beim Umschiitteln wurde eine klare Lösung ohne Krystalle
erhalten. Somit sind die Krystalle des Salzes (7) in einer gesättigten
(lO)-Lösung unauflöslich. — Wenn man dieses Resultat berück
sichtigt, so erscheint es nun vollkommen klar, warum die Flüssigkeit,
welche über den herausgefallenen Krystallen (7) steht und welche
nach den dort entwickelten Vorstellungen eine gesättigte Lösung von
(10) ist, nebst diesem Salze auch noch (7) gelöst enthält und warum
sie daher, auch nachdem sie von den Krystallen (7) abgegossen
wurde, durch den Zutritt der Luft oder durch einen eingetauchten
Körper erstarren kann. Es ergibt sich ferner auf eine höchst einfache
Weise all das, was beim Erwärmen einer Lösung, welche Krystalle
von (7) abgesetzt hat, geschieht. Der Hergang ist dem bei der
Abkühlung gerade entgegengesetzt. Beim Erwärmen nimmt nämlich
das Wasser an Lösungsvermögen zu; ein Theil des in Lösung befind
lichen (7) verwandelt sich dadurch in (10), die Vermehrung der
vorhandenen Menge (lO)-Lösung bewirkt aber eine theilweise
Auflösung der am Boden befindlichen Krystalle (7) u. s. w. So wird
beim allmählichen Steigen der Temperatur stets ein Theil des gelös
ten (7) in (10) übergehen, dadurch ein Theil der Krystalle (7) in
die Flüssigkeit aufgenommen werden, bis jene ganz verschwunden
sind und sich nur mehr (7) und (10) in der Lösung befinden. Bei
noch fortgesetzter Erwärmung, wo das Wasser an Lösungsvermögen
zunimmt, verwandelt sich immer vollständiger das (7) in (10), bis
endlich bei der Temperatur, wo man ursprünglich die Lösung
gemacht hat, nur mehr (10) sich in Lösung befindet.
Ebenso wie die Entziehung von Wasser (bei der Verdunstung)
dieselbe Wirkung thut, wie fortgesetzte Abkühlung bei einer in der
Wärme gesättigten Lösung von schwefelsaurem Natron, so gibt wie
der anderseits ein Zusatz von Wasser dieselben Resultate wie fort
gesetzte Erwärmung. Um mich davon zu überzeugen, stellte ich den
oben beschriebenen Versuch wieder an, nur nahm ich diesmal reines
Wasser anstatt der gesättigten (lO)-Lösung. Nachdem das Wasser
hineingesaugt worden war, verschwanden allmählich die Krystalle