ste in, die stattliche, wohlerhaltene Burg auf einer Anhoͤhe am Puͤttenbache. Hier
hatten in den ersten Jahrzehnden dieses Jahrhunderts die Brüder des Bundes von
der blauen Erde ihr harmloses Spiel mit Ritterwesen getrieben, und der Reisende
var nicht wenig erstaunt, in der Umgebung des Schlosses, und selbst hinter dem
Pfluge Leute in Barett, Puffärmeln und Pluderhosen zu erblicken. In geringer
Entfernung Markt Pütten, eine reiche, ansehnliche Stadt, als das gleichnamige
Grafengeschlecht noch bluͤhte, jetzt auf 600 Einwohner beschränkt, mit einer wich⸗
igen Papierfabrik und der graͤflich Pergen'schen Gewerkschaft, die durchschnittlich
im Jahre 22,000 Centner Roheisen erzeugt. Auf ziemlich steiler, von zahlreichen
Schachten durchwuͤhlter Anhoͤhe das Schloß, mit weitlaͤufigen in Ruinen liegen⸗
den Außenwerken, merkwuͤrdigem, 75 Klafter tiefem Brunnen und schöner Aussicht.
Die Aspanger Straße weiter verfolgend erblicken wir auf hohem, schroffem
Fels eine kuͤnstliche, weit im Lande gesehene Ruine; es ist der Türkensturz bei
Bleißenfeld, wo das ergrimmte Landvolk im Jahre 1683 an seinen Peini—
gern Rache nahm. Andere behaupten, es haͤtte sich hier im Jahre 1532 eine
imzingelte Schaar Tataren mit Roß und Mann in die Tiefe gestuͤrzt. Hinter
Aspang, einem bedeutenden, wohlgebauten Markte, erhebt sich der Möselberg; von
dem auf seinem höchsten Plateau gelegenen Grenzorte Moͤnchkirchen wird der
zreite Ruͤcken des Wechsel am leichtesten erstiegen.
Eine Fuͤlle von Naturschönheiten, mittelalterlichen Burgen, selbst geognosti⸗
schen Merkwürdigkeiten, bietet der Grenzbezirk zwischen Aspang und Schottwien,
namentlich das Otterthal, das auf kuͤrzesem Wege von Sebenstein aus erreicht
wird. Man gelangt zuerst zur stattlichen Burg Feistritz mit großem Parke und
reichem Museum von Kunstwerken, Waffen, Ruͤstungen und Alterthümern, dar⸗
unter ein seltenes Original⸗Exemplar einer eisernen Jungfrau, einer jener beruͤchtigten
Mordmaschinen, die in Ritter-Romanen eine so große Rolle spielten. Eine Stunde
weiter Kirchberg, genannt am Wechsel, mit der herrlichen Kirchen-Ruine St.
Wolfgang auf einer das Thal beherrschenden Anhoͤhe. Sie ist in ihrem gothi⸗
schen Mauerwerke wohl erhalten, da sie als Pfarrkirche erst um die Mitte des
»origen Jahrhunderts außer Gebrauch kam, als die Seelsorge auf die im Orte
selbst gelegene Kirche des aufgehobenen Benedictiner-Chorfrauenklosters uͤbertra⸗
gen wurde. Hoͤher im Gebirge, auf einem Ausläufer des Kampsteines, die schoͤne
Wallfahrts⸗Kapelle St. Corona. Eine Stunde von Kirchberg die Hermannshoͤhle,
mit der Eingangshalle unter dem Namen des Tauben— oder Windloches laͤngst
Hekannt und vor etwa 12 Jahren naͤher durchforscht; sie gilt jetzt als die groͤßte, ist
aber zuverlässig nicht die schönste der Grotten im Lande unter der Enns.
Wir können die Umgebung Neustadt's nicht verlassen, ohne einen Blick in
die neue Welt zu werfen, zu der man entweder laͤngs der Fischa uüͤber das freund⸗
liche Dorf dieses Namens, mit einer Sammetband— und Spinnfabrik des Karl Bräun—
lich, und über Brunn, oder in fast schnurgerader Richtung über das Steinfeld,