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alle drei sogleich als seine wertvollsten Mitarbeiter erkannte. Am 15. Juni
hatte er die erste Audienz bei Erzherzog Karl 20 ) Er stellte sich als
Nachfolger Portias vor, überreichte sein Kredenzial und legte in eindring¬
lichsten Worten die Gewissenspflicht zum Widerruf aller religiösen
Konzessionen dar. 21 )
Nachdem er zwei Wochen lang mit Erzherzog Karl und, den ver¬
läßlichen Katholiken in der Regierung über die notwendigen Schritte
zur Rettung der Kirche verhandelt hatte, begann er selbst sogleich mit
einer strengen Visitation in Steiermark und Kärnten und erreichte so
im August schließlich Salzburg; 22 ) im Oktober 1578 war er in München,
wo er wieder mit dem innerösterreichischen Hofvizekanzler Schranz wegen
der Widerrufung der religiösen Konzessionen und der Absolution Erz¬
herzog Karls von der Exkommunikation, in die er gemäß der Bulle
„In Coena Domini“ gefallen sei, verhandelte. 22 ) Seinen Aufträgen gemäß
begab er sich dann nach Innsbruck, Chur, Trient und Brixen. 2 ') Im
Frühjahr 1579 dehnte er seine Aktivität auf die Schweiz und Südwest¬
deutschland aus. Nunmehr versuchte er, seinen Aufträgen für Graz
schriftlich oder, vne in München, mündlich durch Schranz gerecht zu
werden. In Rom war man mit dieser Ausweitung der Tätigkeit Ninguardas
nicht einverstanden, denn nach einem Schreiben des Kardinalfstaats) -
Sekretärs Gallio sollte er sechs Monate des Jahres in Graz residieren und
nur die übrige Zeit je nach Bedürfnis Reisen in andere Länder unter¬
nehmen . 25 )
Die Mitakkreditierung und der zeitweilige Aufenthalt eines Nitn-
tius in Graz wurde aber von zuständiger Seite als zu wenig empfunden.
Als daher auf der Münchner Konferenz im Oktober 1579 die Erzherzoge
Ferdinand und Karl soioie Herzog Wilhelm von Bayern die Grundzüge
für die Gegenreformation in Innerösterreich festlegten, wurde es für die
Durch- und Weilerführung der beschlossenen Maßnahmen als notwendig
bezeichnet, daß der Papst in Graz einen eigenen erfahrenen und geschick¬
ten Nuntius halle. 211 ) Dieser Bitte entsprach Gregor XIII. bereits wenige
Monate später, indem er Alessio Stradella zum Nuntius am Hofe
20 ) Schcllhass, Der Dominikaner Felician Ninguarda II, S. 8 ff.
21 ) Theiner, Annales ecclesiastici II, S. 353 — 357; Zahn, Correspondenz
der Päpste mit dem Hofe zu Graz, S. 71 — 73.
22 ) Scliellhass, Ninguarda II, S. 24 — 35.
23 ) Ebenda, S. 49—58.
21 ) Ebenda, S. 83—149.
25 ) Ebenda, S. 49—62, 110—113 und 182.
26 ) Loserth, Acten und Correspondenzen zur Geschichte der Gegenreformation
in Innerösterreich unter Erzherzog Karl II., S. 31 — 40.