12 Joseph Bergmann. und das lange Ried nach Bregenz und theilt den Rathsherren den Anschlag der Appenzeller mit. Alsogleich fertigt der Stadtammann reitende Boten an den schwäbischen Adel vom St. Georgenschild ab und bedeutet ihm eindringlich die nahende Gefahr und mit dem Falle von Bregenz auch sein Verderben. Dieser kommt mit 8000 Mann zu Fuss und zu Ross herangezogen. Die Appenzeller übersetzen in der " Nacht den Rhein und rücken im Frühnebel vor die Stadt im Wahne, dass ihre Bürger noch schlafen. Nun werden sie unerwartet ange griffen, geschlagen, und fliehend lassen sie Geschütz, namentlich die ihnen untreu gewordene grosse Appenzellerinn und Sturmzeug sammt dem Banner auf der Wahlstatt. Die Aussage der armen Frau war nun durch den Erfolg bestätigt. Sie ward in Liebe gehegt und gepflegt, und der Heimatlosen Stube, Kost mit einem Trünldein und Kleidung lebenslang gegeben. Man dachte ihrer, der die Stadt Hab’ und Gut, Ehre und Leben verdankt, im Rufe des Nachtwächters „Ehreguta.” So endet der Vater seine Erzählung. Diese Erzählung strotzt von Unwahrheiten und Unwahrschein lichkeiten, man bedenke das unbemerkte Führen des Pferdes aus.dem Stalle, den Ritt eines alten Weibes, das vielleicht nie auf einem Pferd gesessen, im strengsten Winter über Gräben, Zäune und den tiefen Schnee durch sieben Stunden in die Stadt! Herr und Gebieter in Bregenz war Graf Wilhelm und gewiss nicht der Stadtammann und Rath. Unmöglich ist das sogleiche Erscheinen der langsamen schwä bischen Ritterschaft auf dem Kampfplatze! Auch mein verehrter Herr College Johann Gabriel Seidl hat die Sage von unserer Ehreguta, sich dem Stoffe nach an Herrn Decan Walser haltend, in schöner Form poetisch erzählt *). Der gelehrte Ägid Tschudi (geb. 1S05, gest. 1S71) in seiner Schweizer Chronik I, 642, meldet gar nichts von einer Retterinn von Bregenz und sagt nur: Der Appenzeller Hauptmann Kupferschmid von Schwitz ist vorhin des Anschlags, nämlich die Stadt durch einen starken Angriff auf die Belagernden zu entsetzen, inne worden, und hat bei Zeiten gen Appenzell um Hilfe geschickt; denn er war zu schwach an Volk. Bevor aber die Hilfe kam, wurde er überfallen. Die ’) Joh. Gabriel Seidl, Tirol und Steiermark (des malerischen und roman tischen Deutschlands, 10. Bd.), 2. Auflage, Leipzig 1847, S. 207; dann in Ignaz Vincenz Zingerle’s Sagen aus Tirol, Innsbruck 1850, S. 297.