10 Joseph Bergmann. beschlossen Bregenz zu überrumpeln und dessen Bewohner zu ihrem Bünde gegen den stolzen schwäbischen Adel zu zwingen. Man bestimmte hiezu den St. Hilari-Tag. Die Eidgenossen, die sich in der Stube allein und unbelauscht wähnten, gewahrten hinter dem grossen Ofen ein scheinbar schlafendes Weib. Dieses hatte den ganzen An schlag auf die Stadt gehört. Mit dem Tode bedroht, erzählte sie den rauhen Männern, wie sie halberfroren schon bei der Dämmerung hieher gekommen, und hinter dem warmen Ofen vom tiefsten Schlafe überwältigt worden sei. Die Arme musste schwören, von dem, was sie etwa vernommen, keinem Menschen etwas zu sagen. Mit wilden Drohungen vor die Thiir gestossen, suchte sie im Stalle Zuflucht. Festen Entschlusses, die Stadt Bregenz vor einem Überfalle zu warnen, eilte sie auf tief beschneitem Wege bei der grimmigsten Kälte nach Bregenz hinab, wo sie ganz entkräftet sogleich nach dem Stadtmann fragte, der gerade im Rathe war. Sie trat beinahe athem- los in die Rathsstube der versammelten Herren und stellte sich vor den Ofen hin. Von ihrem verrückten Thun befremdet, fragten diese sie um ihr Begehren. Sie antwortete: Sie komme eilends von Rank weil und wolle, da sie von einem Eide gebunden sei keinem Menschen zu sagen, was sie mit eigenen Ohren gehört und mit eigenen Augen gesehen habe, dem Ofen erzählen. Nachdem sie das zu Rankweil Gehörte und Gesehene dem Ofen umständlich erzählt hatte, fragten sie die Herren um ihren Namen. „Ich heisse Guta und alles nennt mich die alte Guta”, war ihre Antwort. Graf Wilhelm, der dies Alles vom Stadtammann gehört hatte, zeigte durch Eilboten dem schwäbischen Adel vom St. Georgenschild die dringendste Gefahr an. Acht tausend Mann, Ritter und Knechte, waren bis zu St. Hilari-Tag gen Bregenz zur Rettung der Stadt eiligst herangezogen. Aus Dank barkeit ruft heute noch der Nachtwächter der Stadt „Ehrgute!” Herrn Kögl erzählte man, dass auf zwei Alpen zu Gurtis (Curtis) ob Nenzing die Hirten Abends in’s Thal herabblasen und zugleich rufen sollen: „Betet ein Vaterunser für Ehrgute.” Doch die Wahrheit dessen vermöge er nicht zu bestätigen. Daraus er hellet, dass die Sage von der Ehrguta allenthalben im Lande ver breitet ist. Gustav Schwab, „DerBodensee nebst demRheinthale”, 1827, S. 187, sagt: „Die Stadt hielt festen Stand. Ein Weib war es, Frau Hergothe, eine redliche Bürgersfrau, die den zagenden Ein- s