Kleon bei Thukydideß.
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Kampfbeendigung binnen zwanzig Tagen vor wie nach thöricht
findet: ,Kleon’s Versprechen, obwohl wahnsinnig, ging in Ei'-
füllung.“ 1
Mit dem Ende des Unternehmens gegen Spliakteria ver
schwindet Kleon aus des Geschichtschreibers Darstellung für
nahezu drei Jahre. Die durchaus unfreiwillige Feldherren
schaft, zu der man ihn genöthigt hatte, war trotz des glänzen-
’den Ausganges nicht vermögend, ihn, der, wie wir wissen, 2
sich ganz andere Aufgaben gestellt hatte, zu weiteren Ver
suchen militärischer Begabung zu reizen. Denn es ist schon
von Grote 3 mit vollem Rechte bemerkt worden, dass es un
begreiflich sei, wie er nicht, wenn er den Ehrgeiz gehabt
hätte, als General zu gelten, sich ein weiteres Commando ver
schafft haben sollte. Vollends in dem nächsten Jahre, das
verschiedene und zum Theile, wie die Einnahme von Kythera,
leichte und doch rühmliche militärische Expeditionen brachte,
hätte ihm das ohne Mühe gelingen müssen, nachdem er durch
Proedrie im Theater und Speisung im Prytaneion die höchsten
Auszeichnungen des Volkes erhalten hatte. Aber unter den
folgenden Missgeschicken der Kriegführung, so wenig er sie
verschuldete, hat doch auch sein Ansehen gelitten. Vergeblich
widersetzte er sich wahrscheinlich dem Abschlüsse des ein
jährigen Waffenstillstandes, dessen Antragsteller Laches er vor
Gericht verfolgte. Dass er, der in den Zeiten der ungebroche
nen Reichsmacht so scharfe Strafe auf die Rebellion gesetzt
wünschte, vollends jetzt keine Nachsicht walten lassen mochte,
ist begreiflich: eben er beantragte die früher (S. 377) erwähnte
Vernichtung der Skionäer, deren Abfall zwei Tage nach dem
Waffenstillstände erfolgt war. 4
Da er aber, unbekümmert um die Friedenssehnsucht und
wohl auch das Friedensbedürfniss der gebildeten und wohl
habenden Classen, nach dem Ablaufe des Stillstandes den Krieg
erneuert wünschte, so konnte er sich wohl kaum der Bürde
entziehen, auch selbst ein Commando in demselben zu über-
1 tou KXeojvo; xatTTEp fj.avta>07); oücra 7) uj:6ayEa(; a7:Eß7] IV, 39, 3.
2 Vgl. oben S. 369 flgde.
3 VI, 238 sq.
4 Tliukydides IV, 122, 6.