Werner. Eraerico Amari in seinem Verliältuiss zu G. B. Vico.
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Emerico Amari in seinem Verhältnis zu
G. B. Vico.
Von
Prof. Dr. K. Werner,
wirkt. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften.
V ico hat in der italienischen Literatur dieses Jahrhunderts
seine geistige Wiedererstehung erlebt, und zwar zunächst auf
dem Gebiete der anthropologisch und historisch fundirten Rechts
und Gesellschaftslehre, die als Darstellung von Entwickelungen
und Entwickelungsständen der menschlichen Societät mehr oder
weniger in eine Art Geschichtsphilosophie ausläuft, soweit
nämlich diese die civilisatorische Entwickelung des mensch
lichen Geschlechtes zu ihrem Inhalte hat. Zu den Männern,
welche eine Vertiefung der Juridik in Vico’s philosophischen
Anschauungen anstrebten, gehören die beiden neapolitanischen
Rechtslehrer Capitelli und Nicolini, welche die wissenschaft
liche Behandlung des Civil- und Strafrechtes durch Ideen, die
aus Vico geschöpft waren, zu befruchten bemüht waren. Der
an der Pisaner Universität lehrende F. Carmignani vindicirte
Italien den Ruhm, in Vico den Schöpfer der neuzeitlichen
Rechtsphilosophie hervorgebracht zu haben. Eingehender als
die Genannten beschäftigte sich mit Vico der hochbegabte
Sicilianer Emerico Amari, der mit einem umfassenden Betriebe
rechts- und staatswissenschaftlicher Studien eine ausgebreitete
classische Bildung und Erudition verband, mit deren Mitteln
er einen Umguss der Scienza nuova Vico’s in eine dem wissen
schaftlichen Bildungsstande des 19. Jahrhunderts entsprechende
Gestaltung zu vollführen gedachte. Es war ihm nicht beschieden,