Voltaire-Studien. 67 verabscheuungswürdigen Gebrauch von der Freiheit, welche das erhabene Wesen ihnen gegeben hat und geben musste, nämlich von der Macht ihren Willen auszuführen, ohne welche sie blosse Maschinen wären, geformt von einem bösen Wesen, um von ihm wieder zertrümmert zu werden. ,Ihr werdet mir zugeben, dass Gott die Welt mittels allgemeiner Gesetze regiert. Zufolge dieser Gesetze beschloss Crom well, dieses Ungeheuer von Fanatis mus und Heuchelei, um seines Interesses willen den Tod Carl I. Nach den von Gott festgestellten Gesetzen der Bewegung schlug der Henker diesem Könige den Kopf ab ; aber sicherlich tödtete Gott Carl I. nicht durch einen besonderen Act seines Willens. Gott war weder Cromwell, noch Jeffreys, noch Ravaillac. Gott verübt, befiehlt, gestattet nicht das Verbrechen; aber er hat den Menschen, sowie die Bewegungsgesetze gemacht; diese ewigen Gesetze werden gleichermaassen von dem Barmherzigen, der dem Armen zu Hilfe kommt, wie von dem Bösewichte, der seinen Bruder erwürgt, ausgeführt/ 1 Wenngleich die Menschennatur nur Eine ist, so bringen doch verschiedene Umstände Mannigfaltigkeit und Wechsel in die Geschichte. 2 Die Menschen diverser Orte und Zeiten ähneln sich, sind aber nicht vollkommen gleich. Wenn Alles schliess lich vom Geiste des Menschen, der Höhe seiner Ausbildung- abhängig ist, so müssen wir untersuchen, von welchen Factoren er hinwiederum beeinflusst wird. ,Drei Dinge üben ohne Unter lass Einfluss auf den menschlichen Geist: das Klima, die Re gierung und die Religion/ 3 Indem wir Religion und Staats wesen auf die nächstfolgenden Abschnitte versparen, fügen wir hier noch die Erörterung der Art und Weise bei, wie sich Klima und Menschengeschichte zu einander verhalten. 1 Histoire de Jenni, c. 9. — Tout le physique d’une mauvaise aetion est l’effet, des lois generales imprinies par la main de Dieu k la matiere: tont le mal moral de l’action criminelle est l’effet de la liberte dont l’hommo abuse. (Ibid.) 2 II resulte de ce tableau que tont ce qui tient intimement k la nature hnmaine se ressemble d’un bout de l’univers a l’antre; que tout ce qui peut dependre de la eoutume est different . . L’empire de la coutume est bien plus vaste que celui.de la nature . . il repand la Variete sur la scene de l’univers, la nature y repand l’unite. (Essai, 197.) 3 Essai, 197.