Voltaire-Stadien. 13 auch immer geschichtliche und geschichtsphilosophische Arbeit. Die zerstreuten und versprengten Fractiönchen sammeln sich, mischen sich und siehe da, neue Gebilde treten an den Tag. Wer wollte und könnte die Mannigfaltigkeit der Uebergangs- gestaltungen kennzeichnen ? Eine Richtung nur zeigt eine gewisse Continuität; man kann sie als die Vorstufe der Auf klärung bezeichnen, nämlich die Skepsis, deren Vertreter Mon taigne, Charron, de la Mothe le Vayer, Bayle progressiv im Sinne des achtzehnten Jahrhunderts wirken, wo hingegen Er scheinungen, wie die Skepsis Huet’s, auch Pascal’s, dieses Ver dienst nicht haben. Fontenelle’s ,histoire des oracles' und St. Evremo.nt’s historische Schriften gehören dann schon ganz der neuen Welt an, wiewohl sic durch kräftigere Emanationen in den Schatten gestellt wurden. Insbesondere leitet St. Evremont direct auf Montesquieu und Voltaire, schon als Kenner Englands, des eigentlichen Mutterlandes der Aufklärung. Dahin wenden wir uns auf einige Augenblicke. In England stand es das siebenzehnte Jahrhundert hin durch mit den historischen Studien übel. • Zunächst wird sich der Exeget dieser Erscheinung an die politischen Zustände des Königreichs erinnern müssen. Er wird jedoch auch be merken, dass das Interesse bereits in Anspruch genommen war. Denn die Wissenschaften treiben es, wie die realen Wesen dieser Welt oder die Vorstellungen in unserer Seele; eine sucht die andere zu verdrängen, und wenn eine im Blickpunkte der allgemeinen Aufmerksamkeit ist, so übernimmt sie auch die Sorge dafür, dass keine zweite über den Horizont emportauche. Weil die Naturwissenschaften gross und erfolgreich dastanden, so lagen die Geisteswissenschaften unterhalb der Schwelle des Allgemeinbewusstseins. Auch die Philosophie Englands war der Historie wenig günstig, wenig die Philosophie Bacon’s und Hobbes’, etwas mehr die Locke’s. Doch kehrte sie der Be trachtung des socialen und politischen Menschen wenigstens nicht den Rücken, wie der Cartesianismus. Einen entschiedenen Impuls empfing das geschichtliche Studium an der Wende des siebenzehnten und achtzehnten Jahrhunderts von Seiten der Theologie; die kritische Thätigkeit der Deisten, der free- fhinkers, die Controversen, welche sich entspannen, eröffneten