Beiträge zur Diplomatik VIT. 643 die Ergebnisse selbsteigener Forschung veröffentlicht hatte, hat er in der Verfassungsgeschichte mit Benutzung aller ein schlägigen Arbeiten die Entwicklung des Amts zu schildern gesucht. Die allmähliche Fortbildung desselben und die Organisation in ihren Phasen stehen da natürlich im Vorder gründe. Daneben hat allerdings auch die formale Behandlung der Geschäfte in einigen Bemerkungen Berücksichtigung ge funden, doch zu einer eigentlichen zusammenhängenden Dar stellung derselben hat es auch Waitz nicht bringen können, da ihm fast noch gar nicht vorgearbeitet war. Indem ich somit eine diesen Autoren nicht zur Last fallende Lücke in den be treffenden Abschnitten ihrer Werke constatire, bemerke ich zugleich, dass ihre und Anderer Arbeiten mir es wesentlich erleichtert haben, die Lücke auszufüllen. Die Kanzlei in ihrer eigentlichen Berufsarbeit zu beob achten, das war und ist noch heute Aufgabe derer, welche sich speciell mit den Diplomen als den Denkmälern der Thätig- keit der Kanzler und ihrer Untergebenen befassen. Und welchen Weg wir dabei einzuschlagen haben, das hat uns wiederum der Meister Mabillon gelehrt. Denn er zuerst ver suchte eine Geschichte des Amtes und der Amtstätigkeit zu schreiben und verwertete zu dem Behufe nicht allein die Namen und Titel in den Urkunden, sondern auch deren directe Aussagen über die Functionen und was sich aus den ver schiedenen Formen der Vollziehung der Diplome folgern lässt. Jede seiner Wahrnehmungen oder Bemerkungen über die iussio regis, über dictare, scribere, offerre, recoguoscere, subscribere, sigillare u. s. w. bekundet den angebornen und in langer Detailforschung entwickelten Scharfblick, und gelang es Ma billon trotzdem nicht, zu vollem Verständniss der Dinge vor zudringen, so hatte das seinen Grund lediglich darin, dass die wenigen ihm zu Gebote stehenden Daten noch nicht genügen konnten, die verschiedenen Phasen der Entwicklung und den Gang derselben durch viele Jahrhunderte hindurch erkennen zu lassen. Dann aber, als das Material reichlicher floss, wurde eine geraume Zeit der Vorgang Mabillon’s kaum beachtet und noch weniger nachgeahmt. So wollen wir Diplomatiker in Deutschland in seine Fuss- tapfen zu treten suchen. Sind wir doch mit der urkundlichen Silzungsber. d. phil.-liist. CI. XCIII. B'd. IV. Ilft. 42