Ihn Chaldun und seine Cnlturgeschichte der islamischen Eeiche. 585 er seine Auffassung der Geschichte, nicht als Darstellung des Aufeinanderfolgens der politischen Ereignisse und des Lebens laufes der sich ablösenden Dynastien, sondern der geistigen und materiellen Entwicklung der Völker. ,Die Geschichte hat den Zweck, Nachricht zu gehen von der socialen Gruppirung der Menschheit, das ist: der Gesell schaft, sowie von den verschiedenen Zuständen, welchen im naturgemässen W ege die Gesellschaft ausgesetzt ist, als: dem wilden Leben, der Verfeinerung der Sitten, dem Gemeinsinn der Familie und des Stammes, den verschiedenen Arten von Ueberlegenheit, welche die Völker gegen einander erwerben und woraus die Reiche und Dynastien entstehen u. s. w. end lich aber von allen Veränderungen, welche die Natur der Dinge im Charakter dieser Gesellschaft bewirken kann.' 1 An diese Definition dessen, was er für die Hauptaufgabe der Geschichte hält, knüpft er seine Ansichten über die histo rische Kritik. Er bezeichnet als die letzte, aber nicht un wichtigste Ursache der vielfachen Irrthümer der Geschichts schreiber das mangelhafte Verständniss der Geschichte, die Unkenntniss der Natur der durch die Gesellschaft geschaffenen Verhältnisse. 2 Denselben Gedanken entwickelt er weiter, wie folgt: .Unter so bewandten Umständen ist die Regel, welche man anwenden muss, um in den Erzählungen die Wahrheit von dem Irrthum zu unterscheiden und die sich auf die Unterscheidung des an und für sich Möglichen von dem an und für sich Un möglichen gründet, das Studium der menschlichen Gesellschaft, das ist der Civilisation; dann die Unterscheidung einerseits dessen, was in ihrem Wesen und in ihrer Natur begründet ist, anderseits aber dessen, was accidentell und nicht weiter zu be rücksichtigen ist; endlich die Erkenntniss dessen, was von vorne her ausgeschlossen ist/ 3 Mit einer allerdings etwas kindlichen Zuversicht, die je doch in der lebendigen Einbildung des Arabers ihre Erklärung 1 I, 71 (56). Die erste Zahl bezeichnet Band und Seite der in den Notiees et Extraits erschienenen französischen Uebersetzung von de Slane, die zweite gibt die Seite des arabischen Textes. 2 I, 73 (57). 3 I, 77 (61).