492 Werner. mit dem unzweideutigen Wortlaute dieser Stelle nur dadurch abzufinden, dass er, zwischen Corruptio secundum substantiam und Corruptio secundum esse unterscheidend, daselbst vom In- tellectus possibilis nur eine Corruptio secundum esse ausgesagt findet, welche von der Corruptio secundum substantiam sich da durch unterscheidet, dass sie nicht das Aufhören der Existenz als solcher, sondern bloss das Aufhören einer bestimmten Existenzweise des Seienden bedeutet. Corruptio secundum esse bedeutet für den Intellectus possibilis das Aufhören jener Seins weise, welche ihm zufolge seiner Verbindung mit der Anima sensitiva und vegetativa im sterblichen Menschenleibe eigen ist; dem Leibe entrückt, tritt er aus dieser Verbindung heraus, und existirt als blosser Intellect, während der Intellectus agens als immixtus niemals anders denn als blosser Intellect existiren, demzufolge eine substanzielle Einigung mit etwas unter ihm niemals eingehen kann. Ob wohl Baco je daran dachte, dass unter solchen Voraussetzungen auch die Incarnation des ewigen Gotteswortes zu etwas Undenkbaren gemacht werde? Baco stützte sich in der Interpretation des Aristoteles auf die arabische Auslegung, als deren mustergiltiger Reprä sentant ihm Avicenna galt. Wir sahen bereits, wie enge er sich in der Darlegung der Functionen der Anima sensitiva an ihn anschliesst; und auch seine Behauptung von der Incorrup- tibilität .des in der intellectiven Seele sich darstellenden Intel lectus possibilis darf als eine Entscheidung für die Auetorität des Avicenna im Gegensätze zu jener des sonst immerhin auch von Baco hochgehaltenen Averroes angesehen werden. Nur hierin weicht er entschieden von Avicenna ah, dass er die in- tellective Seele nicht als reines Formwesen nimmt, sondern gleich allem Geschaffenen aus Materie und Form sich zusammen gesetzt denkt; damit steht in Verbindung jene Verwerfung der metaphysischen Bedeutung des logischen Allgemeingedankens, welche seinen Gegensatz zur Schule Alberts begründet, und darin ihren Grund hat, dass er das mathematisch gebildete Denken für das einzige dem Zeitmenschen zu Gebote stehende Vehikel einer wissenschaftlichen Bewältigung des sinnlich-irdi schen Erfahrungswissens des Menschen ansieht. Ihm ist es eben nicht um eine Bewältigung des in der sinnlichen Erfahrung Gegebenen durch Allgemeinbegriffe, sondern vielmehr um die