Die Urkunden Karls III.
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zurückgeführt werden. Vielfach mögen räumliche Gründe die
Formulirung beeinflusst haben und bei der bestimmten Stellung
der Signumzeile und Recognition mag auch die Breite des
Pergamentes für kürzere oder längere Fassung der Formel
massgebend gewesen sein.
Das Monogramm zeigt die alte Form, wie sie schon
unter Karl dem Grossen festgestellt worden war; einen Unter
schied weist nur der Vollziehungsstrich auf; während unter
Karl dem Grossen der eine Schaft spitz ausläuft, 1 fehlt hier
diese Verlängerung und er bildet so ein v. 2
Der Titel im Eingang der Urkunde stimmt durchgehends
mit jenem der Signumzeile. Ausser der schon berührten Ur
kunde für Otpert, welche indess nur abschriftlich überliefert
ist, 3 bildet nur das Diplom für Pfävers mit dem Titel Karolus
divina favente. clementia rex und der Unterschrift Signum domni
Karoli — M —• serenissimi imperatoris augusti eine Ausnahme. 4
Auf einen weiteren Fall hat Ficker 5 aufmerksam gemacht,
doch dieses Stück muss unter die Fälschungen eingereiht
werden.
1 Aehnlich einem y; bekannt ist das Missverständnis Mabillons, der dies
als ja (ya) deutete, Sickel, Beitr. 1, Wiener Sitzungsb. 35, 340.
2 Abbildungen des Monogramms im Mnsee des arch. nat. 45 von nr. 150,
den bei Stumpf, Reichskanzler, Einl. 70 angeführten Facsimile, Erhard,
Reg. Westph. 1, tab. III, nr. 5, Schafen, Ann. Paderb. 1, 198. Die vier
zehn Abbildungen in Muratoris Antiquitates beschränken sich auf zwei
Typen, als deren Muster Ant. 3, 27, 69 gelten können; sie entbehren
also jeder Individualität.
Im alten Apparat der M. G. finden sich über den Vollziehungs
strich kaum die dürftigsten Notizen; so bemerkt etwa IC. Pertz zu
nr. 135: ,Der Kaiser hat den Querstrich durch das Monogramm gemacht 1
oder ein Anderer zu nr. 175: ,Das v im Monogramm scheint Autograph 1 .
Wahrscheinlich ist in diesen Fällen Verschiedenheit der Tinte bemerk
bar. Ebensowenig sind äussere Merkmale erwähnt, welche für die von
Ficker angeregten Fragen über Vorausfertigung oder Nachtragung der
Signumzeile oder des Handmals Belege liefern könnten. Unter den Mün
chener Orig, zeigen nur nr. 68, 77 Verschiedenheit der Tinte im Voll
ziehungsstrich, keinen Unterschied aber nr. 61, 74, 75 — hier indess das
ganze Monogramm von dunklerer Tinte — 110, 154.
3 nr. 136. Titel Karolus divina favente clementia rex, Signumzeile Signum
domni Karoli serenissimi imperatoris.
4 nr. 3.
5 Urkundenlehre 2, 153.
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