636 Sauer. Aiifügen will ich die Erwähnung dreier Verse über Gottsched’s Uebersetzung von Bayle’s Wörterbuch, welche sich in einem Briefe an Sulzer, December 1747, vorfinden (Briefe der Schweizer S. 72). Ein Vers ist weiblich; Hiatus vermieden: ,sollt’ ein'. 1747 folgte ,Alexander Popens Duncias', in unserer Vers- art 1 übersetzt, 1237 Verse, von denen ein Drittel stumpf ist; 41 sechsfüssige und ein vierfüssiger (S. 7, V. 187 ,Stets aus- gerecket sein, der Beigen') sind eingestreut; nur zwei Hiaten sind mir aufgestossen; 11, 307 ,Erschütterte ein'; 22, 326 ,kletterte auf'; daher viele Apokopen; 2, 54: ,die Stärk’ ein'; 3, 81 ,die Epope’ umarmet'; 3, 87 ,frücht’ und'; 8, 213 ,Lehr’ unfruchtbar'; 8, 231 ,die römischen Gäns’ all'. Von Vers zu Vers zählte ich 46mal Hiatus. Auch Synkopen finden sich ziemlich zahlreich: 2, 50 ,besagende'; 3, 66 ,hitzigs'; 12, 9 ,Augs'; 12, 12 ,närrsch'; 31, 91 ,sendt'; er verwendet Formen wie 1, 18 ,befestgen‘; 29, 36 ,vorge'; 29, 46 ,künftgen' 32, 127 ,andre'; 36, 140 .predgen', auch im weiblichen Ausgange, in welchem er jeden schwereren Fall vermeidet; nur ganz am Ende des dritten Gesanges schreibt er 39, 314 ,sitzt er'; 40, 330 ,Nachwelt'; 40, 339 ,Stadtrath' an dieser Versstelle. Wort- und Satzbetonung wird manchmal arg geschädigt: 8, 214 Bei spiele'; 10, 276 ,Vorreden'; 11, 296 und 14, 58 ,Kunstrichter'; 1 Ueber dieselbe urtheilt Hagedorn in einem Briefe an Bodmer vom 13. April 1748 (Stäudlin, S. 68 f.): ,Die deutsche Duncias fordert schon grössere Kenner und Deutsche, welchen auch der englische Hendecasilla- bus, den Sie mir zu einer Erzählung vorschlagen, nicht zuwider ist, und die reimfreien Verse nicht blosserdings den anacreontischen Oden er lauben wollen. Hier ist es so wahr als seltsam, dass Dichter, die noch immer ihre Gedanken gereimt haben, Andern und sich selbst nicht Zu trauen, dass sie so glücklich und gefällig ohne die klingenden Fesseln des Reims sich ausdrücken, als nach Ablegung derselben. So vermögend und mechanisch ist die lange Gewohnheit! 4 Bodmer widerholt dies Bild, wenn er an Hagedorn schreibt (10. September 1748 Hagedorn’s Werke o, 209): ,Meine Duncias soll an dem Schriftsteller ä la Mode einen Misvergnügten gefunden haben, vermuthlich nur die Uebersetzung und der Mangel am Reime. Er mag Einer von denen sein, die sich nicht getrauen, dass sie nach Ablegung der Fesseln so hurtig springen können, als in denselben. Ich wollte den eilfsilbigen Vers in keinem grossen oder ernsthaften Gedichte gebrauchen, seitdem ich die Tüchtigkeit der Hexameter, die Kleist und Klopstock gebrauchen, erkannt habe 4 .