626 Sauer. welche unter anderen längeren oder kürzeren zerstreut sich in reimlosen Gedichten finden, habe ich nicht berücksichtigt; aus diesem Grunde auch die Singspiele und Melodramen nicht heran gezogen: die einzige Ausnahme, die bei Wieland gemacht wurde, rechtfertigt sich von selbst. Wo Wiederholung überflüssig schien, habe ich auf Zarncke verwiesen; die Termini sind die selben, die er gebraucht; nur der Begriff des Hiatus ist seither durch Prof. Seherer’s Untersuchung genau festgestellt worden. 1 Die grösseren Zahlen -sind in runder Summe aufgeführt, die kleineren durften nach mehrmaliger Prüfung als genau an gesehen werden; wo absolute Vollständigkeit in Aufzählungen angestrebt wurde, ist dies ausdrücklich bemerkt. 1. Gottsched. In dem Briefwechsel, welcher sich im Jahre 1738 zwischen Gottsched und dem Grafen E. Chr. von Manteuffel über die Zulässigkeit ,ungereimter' Verse im Deutschen entspann, ist eine Aeusserung Gottsched’s sehr wichtig, indem uns dieselbe den Standpunkt genau bezeichnet, den er sein ganzes Leben innegehalten hat; er gibt zu, dass die gereimten Verse den Ohren besser gefallen als ungereimte. ,Aber ich bin auch niemals der Meinung gewesen, dass man im Deutschen alle Reime abschaffen solle. Nur Uebersetzungen der alten und ausländischen Poeten, worin ohnedies so viel Zwang ist, sollten von Rechtswegen dieses Vorrecht haben, ohne Reime zu er scheinen, bis etwa die Ohren der Deutschen diese Art gewohnt würden, und irgend einmal ein grosser Dichter aufstände, der Geschicke, Feuer und Plerz genug hätte, ein Heldengedichte oder ein Trauerspiel ohne Reime zu machen' (Danzel, Gottsched und seine Zeit S. 29). Es ist derselbe Gedanke, den er schon 1730 in der Critischen Dichtkunst (S. 312) ausspricht: ,Wie ein Mil ton in Engelland ein ganz Heldengedicht ohne alle Reime hat schreiben können, welches itzt bei der ganzen Nation Beifall findet: so wäre es ja auch im deutschen nicht unmöglich, dass ein grosser Geist etwas neues in Schwang brächte'. 1 Ueber den Hiatus in der neueren deutschen Metrik: Commentationes philologae in honorem Theodor! Mommseni (Berolini 1877) S. 213—226.