Deutsche Studien. 227 Holof. Nu freulein zart traun leg für dich Judith. Ach herr wil nicht verseumen mich. Dann trinkt er ihr zu, sie ihm; er lobt den Wein und seine Lustigkeit steigert sich: Nu duncket mich jnn meinem sin, Das mir jnn langer zeit nicht ist Solchs widderfarn wie zu dieser frist, Das mir so schmecket trinckn vnd essn Ich hab schir alls meins Ieids vergessen, Zart frawlein fein ich halts verwar Dein schön gestalt die machts so gar Es wird dann wieder Wasser gebracht und die Hände gewaschen: ,post apponuntur secunde mense, bellaria'. Holof. Sihe zart fraw noch dis apfelein Wie ist es doch so hübsch vnd fein, So rot, hübsch vnd lüstiglich Ach schönes freulein ich bitte dich, Du wolsts von meinet wegn essen Der trew wil ich dir nicht vergessen, Judith. Ey warümb nicht gnediger herr Ja wens auch etwas anders wer, Holof. Das mustu danck haben ewiglich . . . Nun merkt er, dass er zu viel getrunken hat: ,ich hab ein guten spietz', bittet, sie möchte noch ein kleines Trünklein thun; sie hat aber jetzt ,vorwar genungh Die allmälig wachsende Trunkenheit des Holofernes ist entschieden im Sinne einer schauspielerisch dankbaren Aufgabe gedacht. Ueber die ganze Scene ein Hauch von ungeschickter Zartheit verbreitet; Holofernes verlangt nicht einmal einen Kuss wie bei Birck und Sclionaeus. Schon früher klingt es wie Schüchternheit eines Knaben, wenn der Eunuch Bagoa die Judith zu Holofernes holen soll und zu sich selbst oder, wie die Bühnenanweisung sagt, ,ad spectatores quasi' spricht: Ich mus mich traun bedencken wol Wie ich die fraw ansprechen sol, Wie ich sie hübsch sol reden an